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XCVI

Zimmer zur Verfügung gestellt. Der neue Raum wurde durch zwei Abhandlungen unseres verdienten städtischen Geschichtsschreibers, des Herrn Lehrers W. Bücking eingeweiht. Die eine betraf den Marktplatz zu Marburg, die andere Siegfried von Biedenkopf. Der erste Vortrag, welcher inzwischen in der Oberhessischen Zeitung Nr. 282 und 283 des Jahres 1887 gedruckt ist, handelt, von den Marburger Marktplätzen, nämlich dem Kornmarkt (jetzt Heumarkt), Holzmarkt (zwischen Reit-und Wettergasse), Viehmarkt (auf der Hofstatt), Schuh-markt (ehemals Kiliantodtenhof) im Allgemeinen, um dann auf den jetzigen Marktplatz überzugehen. Dieser wird in den unteren und oberen getheilt; der untere, eigentliche Marktplatz hiess früher der Salzmarkt. An diese Auseinandersetzung schloss sich eine üebersicht über die der Stadt Marburg im Laufe der Jahrhunderte verliehenen Marktprivilegien, historische Notizen über den ehemaligen „Kavat“ — der an der nördlichen Seite der Barfüsserstrasse sich hinziehende für Fussgänger bestimmte Weg — wurden gegeben und schliesslich des Weiteren über die auf dem Marktplatze früher aufgestellten Strafjustizmittel (Pranger, Schnappgalgen, Tioller, hölzernes Pferd und hölzerner Esel), sowie über deren Anwendung und über verschiedene Hinrichtungen, die Scharfrichter und deren bürgerliche Stellung gehandelt. Interessant war namentlich das Verhalten der hiesigen Löwerzunft, als ihr im Jahre 1682 aufgegeben wurde, den für unehrlich geltenden Scharfrichter Christoph Döring zu beerdigen. — Der zweite Vortrag (inzwischen gedruckt, Oberhessische Zeitung vom Jahre 1887 Nr. 300 und 301) betrifft Siegfried von Biedenkopf, genannt „Zum Paradies“. Er entstammt einer im 13. und 14. Jahrhundert in Marburg vorkommenden Bürgerfamilie. Sein Zuname war „der Reiche“ ; er bewohnte das am Markt gelegene Haus ,,zum Paradies“. Von seinen Söhnen war der eine, Siegfried, Schöffe in Frankfurt a. M , ein hochangesehener, einflussreicher Mann, gestorben 1386; der zweite Sohn, Volpertus, war Canonicus an der Stephanskirche in Mainz; der dritte blieb in Marburg; im Jahre 1480 kommt zum letztenmal ein. Vertreter dieses Geschlechtes, Sigfried, in den Marburger Bürger-

 

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