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gelehrte Dame wählte. Diese entsprach ihrem Zwecke auf das Beste. Lindenschmit wurde dann 1862 nach Paris berufen, den Kaiser zu unterstützen: als Erkenntlichkeit hierfür nahm der deutsche Gelehrte nur Abgüsse von Gegenständen der Museen von Paris an, welche ihm für sein heimisches von Werth erschienen, jede persönliche und klingende Belohnung ausschlagend*). Trotz der seitdem eingetretenen Feindschaft der Nationen stehen aber die Museen nach wie vor in wissenschaftlichem Verkehr, gewiss eine erfreuliche Erscheinung. Das Mainzer Museum, gegenwärtig das bedeutendste seiner Art in Deutschland, wird seit, dem Jahre 1875 von dem Reiche jährlich mit 15000 Mark unterstützt.

Es folgte hierauf der programmmässige Vortrag des Herrn Dr. Keller, Lehrers am Realgymnasium zu Mainz, über „die römische und die fränkische Bewaffnung." Dieser interessante Vortrag erhielt volle Anschaulichkeit, indem Gyps-Statuetten eines römischen Legionärs und eines fränkischen Kriegers, beide in voller Rüstung, neben der Rednertribüne aufgestellt, ausserdem die wichtigsten der damals gebräuchlichen Waffen in natürlicher Grosse nachgebildet, den Zuhörern sichtbar waren. Der Redner erwähnte zunächst, dass römische Funde, aus denen man die Bewaffung erkennen könne, am Rheine selten seien Die Römer gaben ihren Todten Waffen nicht mit in das Grab. Daher sind zufällige Funde von höchstem Werthe und sie dienen zur Bestätigung oder Erklärung dessen, was die Abbildungen auf römischen Grabsteinen zeigen. So ist es gelungen, das Pilum zu reconstruiren und ein solches lehnte neben der Rednertribüne; die etwa fingerstarke Eisenstange von quadratischem Durchschnitte hat eine Stahlspitze, mitunter mit Widerhaken, und steckt in einem Holztheile, welcher, ähnlich den Lanzen des späteren Ritterthums, eine kegelförmige Verstärkung hat; hinter dieser fasste die Faust das Pilum zum Wurfe, für welchen es construirt und die Lage des Schwerpunktes die richtige ist. Im Laufe der Zeit änderte sich die Gestalt

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*) Auch Oberst a. D. von Cohausen, gegenwärtig Conservator des Museums in Wiesbaden, wurde zu jener Zeit von Napoleon III. eingeladen, ihm in seiner Arbeit beizustellen und war drei Wochen des Kaisers Gast in St. Cloud.

 

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