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XVI

Nach Erledigung alles Geschäftlichen hörte die Versammlung noch zwei Vorträge. Der erste, des Landgerichtsrathes Dr. Bockenheimer zu Mainz, war betitelt: „Das öffentliche Leben in Mainz zur Zeit der zweiten französischen Herrschaft." Kurz wurde der Ueberfall des französischen Generals Custine erwähnt, durch welchen unter Beihilfe einer kleinen verrätherischen Partei im Jahre 1792 Mainz in französische Gewalt gerietli, bis König Friedrich Wilhelm II. von Preussen und Landgraf Wilhelm IX. von Hessen im December 1792 die Festung belagerten, welche bald in ihre Gewalt fiel. Durch den Frieden zu Campo Formio 1797 überliess der Kaiser das linke Rheinufer den Franzosen und Mainz blieb nun zum zweitenmale unter deren Herrschaft, bis Napoleons Thron umgestürzt wurde. Redner gab in treffenden Zügen ein Bild der unter dem Vorgeben der Befreiung vom Joche der Tyrannen von der Republik geübten freiheitsmörderischen Herrschweise, welche das Volk aufs äusserste aussaugte und deren Härten der Alleinherrscher Bonaparte als Consul wie als Kaiser nicht milderte. Die Masse der Bewohner hatte weder 1792 noch 1797 an dem Schwindel theilgenommen, welcher die Clubbisten und ihre Gesinnungsgenossen in der Republik das Heil der Menschheit erblicken liess.

Zum Schlüsse hielt Dr. SchelUiass aus Frankfurt, a. M. einen Vortrag über: „Die Haltung desFrankfurter Rathes während der Mainzer Bisthumsfehde 1461-1463." An der Hand von Urkunden des städtischen Archives liess der Redner ein Bild vor den Hörern vorüber gleiten, welches die Zustände jener wüsten Zeit und die schlimme Lage der Regierenden einer grossen Handelsstadt inmitten des Getümmels des kleinen Krieges solcher mittelalterlicher Fehde anschaulich machte. Ursache des Streites war, dass Papst Pius II. den Erzbischof Diether von Isenburg seiner Würde entsetzt und durch eine Minderheit des Domcapitels zu Mainz den Grafen Adolf von Nassau zum Erzbischof hatte wählen lassen, welchen er bestätigte Diether wich aber nicht gutwillig der schwach verhüllten Willkür, warb Kriegsvolk wie der Nassauer, Beide fanden Verbündete unter den benachbarten Fürsten und das Land, vor Allem die Stadt Mainz selbst, litt

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