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Niederlassung begründet hatte, welche er aber auf Drängen des Bonifatius wieder aufgab, um Fulda zu gründen, fällt die Stiftung von Hersfeld kurz vor das Jahr 775. Der Stifter des Klosters Lullus erwirkte bei dem König Karl dem Grossen für sein Kloster bedeutende Privilegien und erhielt von diesem wie von Privaten reichliche Schenkungen, besonders nachdem er den Leichnam des heil. Wigbert hatte nach Hersfeld bringen lassen. Aus dem Breviarium S. Lulli, der Abschrift eines alten Güterverzeichnisses der Abtei, geht hervor, dass das Kloster Hersfeld um das Jahr 800 schon über einen Grundbesitz von 1107 Hufen und 675 Mansen verfügte, wovon 4/5 in Thüringen lagen, wo überhaupt das Kloster auch durch den Besitz zahlreicher und wichtiger Kirchen eine führende kirchliche Stellung einnahm. Nach Lulls im Jahre 786 erfolgtem Tode blieb die Hersfelder Abtswürde noch eine Zeitlang mit dem bischöflichen Stuhle von Mainz vereinigt, bis im Jahre 813 eine dauernde Trennung eintrat. Ueber die Schicksale Hersfelds im 9. Jahrhundert liegen nur ganz spärliche Nachrichten vor; und doch blühte gerade in dieser Zeit ein reiches Leben hinter den Hersfelder Klostermauern; es wurden Annalen abgefasst, welche verschiedenen anderen Annalenwerken und Lambert zu Grunde liegen, und unter Heimo blühte die Klosterschule. Im Anfange des 10. Jahrhunderts mussten sich die Hersfelder Mönche einen Laienabt gefallen lassen in der Person des Herzogs Otto des Erlauchten von Sachsen, erhielten aber 913 durch Konrad I. ihre Wahlfreiheit wieder, was des damaligen Herzogs Heinrich Unwillen in so hohem Grade erregte, dass er erst 7 Jahre nach seiner Thronbesteigung die Privilegien des Klosters bestätigte. Die Glanzzeit des Klosters fällt in die Regierung Ottos I., unter welchem die Aebte Hagano, Günther und besonders Agilulf einen hervorragenden Einfluss als Vertrauenspersonen des Kaisers ausübten; damit steht im Zusammenhang, dass im Jahre 968 das Kloster Hersfeld der päpstlichen Gewalt unmittelbar unterworfen wurde mit Ausschluss aller bischöflichen Diözesanrechte. Mit dem stets wachsenden Wohlstande des Klosters begann aber gegen Ende des Jahrhunderts, wie in anderen Klöstern, auch in Hersfeld ein bedenklicher Verfall der Klosterzucht,

 

 

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