..

VI

weshalb auf Heinrichs II. Veranlassung durch Abt Godehard von Altaich und Hersfeld eine gewaltsame Reform durchgeführt wurde, welche der Abtei eine neue Zeit geistiger und materieller Blüthe brachte. Unter Heinrich II. wurde auch die Abtei Memleben dem Abte von Hersfeld unterworfen. Auch des Wohlwollens der ersten fränkischen Kaiser hatte sich das Kloster zu erfreuen. Erst unter Heinrich IV. führten die häufigen Kriege, welche zum grossen Theile auf thüringischem Boden ausgefochten wurden, eine Verarmung der Abtei herbei, besonders aber auch der zu Ungunsten Hersfelds entschiedene Zehntstreit mit Mainz. Nach einer kurzen Nachblüthe unter Friedrich Barbarossa, unter welchem die immer gut hohenstaufischen Aebte das Recht erhielten die bischöflichen Attribute zu führen, beginnt der Verfall des Klosters theils durch die Uebergriffe der mächtig aufstrebenden Laiengewalten, welche besonders durch Erwerbung der Vogtei lästige Tyrannen der Kirche wurden, theils auch durch die infolge der Bürgerkriege eintretende Verödung der Güter. Der Vortrag wandte sich dann zu einer Uebersicht über den reichen Güterbesitz der Abtei am Ende der fränkischen Zeit und schloss mit einer kurzen Betrachtung der im Jahre 1144 geweihten, seit 1761 in Trümmern liegenden Stiftskirche.

Nach Beendigung des Vortrags erklärte der Vorsitzende die Hauptversammlung für geschlossen.

Nach einer Frühstückspause erfolgte die Besichtigung der Stiftskirche unter Führung des Herrn Stadtbaumeisters a. D. Göpel zu Hersfeld, welcher auch ältere Pläne der Kirche vorzeigte.

Herr cand. hist. Diemar aus Kassel erklärte in einem kurzen Vortrage die Bauverhältnisse im Näheren unter Darlegung der historischen Entstehung derselben. Zu bedauern ist, dass viele Grabsteine auf dem Erdboden liegen, sowie dass die Räume der Stiftsruine zu militairischen Schiessübungen benutzt werden, wodurch der Verfall der Ruine beschleunigt wird*).

______________

*) Hierzu ist zu bemerken, dass das Commando des in Hersfeld stehenden Bataillons 32. Infanterieregiments auf eine bezügliche Anregung des Vereins in entgegenkommender Weise Massregeln zum Schutze des Mauerwerks beim Schiessen getroffen hat. Das Bataillon bedauerte einen anderen Platz für diese Uebungen nicht zur Verfügung zu haben.

 

 

..