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LXXIII

Dann hielt Pfarrer Heldmann aus Michelbach einen längeren Vortrag über die Vögte von Keseberg. Dieses edle Geschlecht, welches zuerst 1144 genannt wird und 1409 ausstarb, hatte einen ausgedehnten, mehrere Gerichte umfassenden Besitz im nördlichen Oberhessen zwischen der Herrschaft Itter, Waldeck und Frankenberg. Frankenberg selbst liegt noch auf ursprünglich Kesebergischem Boden. Das Gebiet gehörte zu den Grafschaften Ziegenhain und Battenberg; ein grosser Theil der Güter, welche die Vögte innehatten, waren Nassauische Lehen. Die Ziegenhainische Burg Keseberg lag bei Edderbringhausen; eine Doppelburg, die schon im 13. Jahrhundert an die Landgrafen von Hessen abgetreten wurde. Nach ihr nannten die Vögte sich gewöhnlich, doch treten sie im 14. Jahrhundert auch unter dem Namen Vögte von Geismar auf (nicht zu verwechseln mit dem Ministerialen-Geschlechte gleichen Namens). Eingehend legte der Vortragende die Ausdehnung der dortigen Centen und Decanate und ihr Verhältniss zu einander dar und prüfte sodann das Verhältniss der Vögte zu dem Geschlechte von Hohenfels, die von der Mitte des 14. Jahrhunderts an einen Theil des Keseberg-Gebietes, das Gericht Viermünden, besassen und auch sonst zu jenen vielerlei Beziehungen hatten; selbst einige der gebräuchlichen Vornamen sind gemeinsam. Doch sind beide Familien auseinander zu halten. Es ist anzunehmen, dass im Anfange des 14. Jahrhunderts 2 Linien das Keseberg-Gebiet getheilt hatten. Wittekind v. K., mit welchem die Viermünder Linie des Geschlechts ausstarb, adoptirte seinen Schwiegersohn Volpert Hosekin v. Hohenfels und auf diese Weise muss Viermünden an diesen Zweig der v. Hohenfels gekommen sein. Auf Grund der bis jetzt aufgefundenen etwa 64 Urkunden zur Geschichte der Familie gab Herr Heldmann dann eine Darstellung derselben, aus welcher hervorzuheben ist, dass das anfangs sehr angesehene Geschlecht, das auch mit den Grafen von Schauenburg bei Kassel vielleicht verwandt war, seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts zu sinken begann und seit der Mitte des 14. Jahrhunderts kaum noch Bedeutung hatte.

Herr Conservator Bickell zeigte 2 für die Vereinssammlung erworbene Räucherfässer aus Messing vor,

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