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Teppichwirkerei ausgefüllt. Nachdem der Vortragende sich kurz über das technische der Hautelisseweberei und die Entwicklung derselben im Abendlande verbreitet hatte, bemerkte er zunächst, dass über die im 16. u. 17. Jahrh. in Deutschland vorhanden gewesenen Fabriken bisher nur sehr wenig bekannt geworden sei; es müsse sich auf Grund archivalischer Forschung eine weit grössere Anzahl nachweisen lassen und dürften namentlich kleine Etablissements, ähnlich den von den hessischen Landgrafen zu Kassel eingerichteten Werkstätten, über welche er die bis jetzt von ihm aufgefundenen urkundlichen Nachrichten mittheilen wolle, auch an andern Fürstenhöfen bestanden habe. Im Anschluss an ein Verzeichniss der 1573 im Schloss zu Kassel aubewahrten [aufbewahrten] und benutzten »Tapetzereien« gab er an, dass 1543 ein Rochius de clerick und 1566 Frantz van Steenbach als fürstliche Teppichwirker bestellt worden seien; er konnte betreffs einiger von letzteren für den Landgrafen Wilhelm IV. angeführten grösseren Tapetenwerke aus darüber existirenden Archivalien eingehendere Mittheilungen machen. Nachdem auch die von diesem Fürsten ausserdem erworbenen Tapeten und besonders zwei in Wesel angefertigte Saaldecorationen von 14, bezw. 21 Stücken besprochen worden waren, wurden verschiedene unter seinem Sohne Moritz dem Gelehrten erfolgte grossartige Anschaffungen erwähnt; es wurde dabei der im fürstlichen Zucht- und Lehrhause zu Kassel verfertigten Textilarbeiten gedacht, von denen namentlich 6 Wandteppiche mit Darstellungen der Kriegsthaten Landgraf Philipps des Grossmüthigen in Betracht kamen. Wer der Verfertiger dieser um 1627 vollendeten Stücke gewesen sei, war nicht festzustellen; zu Anfang des Jahrhunderts war Hans Steinbach und um die Mitte desselben Johann Wilhelm Pflick, der »Tapecirer«. Ersterer scheint kein besonderer Künstler gewesen zu sein und für letzteren wird es während der für Hessen-Kassel so unheilvollen Zeit des 30jährigen Krieges kaum etwas mehr zu thun gegeben haben, als die Instandhaltung der grossen Masse damals vorhandener Tapeten. Auch aus der unmittelbar nachfolgenden Zeit fanden sich keine Nachrichten, welche auf das Bestehen einer für fürstliche Rechnung betriebenen Teppichwirkerei zu

 

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