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VIII

Hierauf hielt Herr Rogge-Ludwig den angekündigten Vortrag über das Thema: »Reinhard von Dalwigk, ein hessischer Raubritter zu Anfang des 15. Jahrhunderts und Johann Bernhard von Dalwigk, ein hessischer Staatsmann zur Zeit des dreissigjährigen Krieges.«

Das altadelige in mehreren Zweigen noch fortblühende Geschlecht von Dalwigk, eins der ältesten der hessischen Ritterschaft, hat eine grosse Anzahl Männer aufzuweisen, welche sich im Laufe der Jahrhunderte grosse Verdienste um ihr Vaterland erworben haben. Ihr Stammsitz in Hessen war die im äussersten Norden des fränkischen Hessengaus drei Stunden südwestlich von Kassel gelegene Schauenburg, von welcher jetzt nur noch geringe Trümmer vorhanden sind. Mit ihr, dem früheren Sitz eines gleichnamigen Grafengeschlechts wurden die Dalwigks, alte Burgmannen der Herrschaft Itter, am 22. December 1832 von dem damaligen Verweser des Erzbisthums Mainz, Balduin von Trier, belehnt und zu des Erzstiftes Erbburgleuten und Burggrafen bestellt. Auf dieser Burg erblickte als Enkel des ersten Burggrafen zwischen den Jahren 1380 und 1390 Reinhard von Dalwigk das Licht der Welt, er wurde wegen der Art, in welcher dies geschah, der Ungeborene genannt. Sein Name ist von allen Dalwigks am bekanntesten geworden und lebt jetzt noch, mit Sagen umwoben, im Gedächtniss des Volkes als eines der letzten Raubritter zur Zeit des Faustrechts.

Der Vortragende schildert zunächst im Allgemeinen die Verhältnisse der Ritter in dieser Zeit, ihre steten Kämpfe, zumeist im Bündniss mit Feinden des Landes, gegen die Autorität des Landesherrn, die Unvollkommenheit der Gerichtsverfassung, welche die Selbsthülfe ungeahndet liess, und hob insbesondere hervor, dass gerade die Ritter des fränkischen Hessengaus in diesen Kämpfen stets bei den ehrgeizigen und ländersüchtigen Erzbischöfen von Mainz, von welchen sie zum grossen Theil ihre Burgen zu Lehn trugen, bereitwillig Unterstützung fanden. Reinhard von Dalwigk wird in den Urkunden zuerst bei Gelegenheit seiner im Jahre 1412 stattgehabten Vermählung mit Agnes von Hertingshausen, Tochter des bekannten Mörders des

 

 

 

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