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III. Die Ausgrabungen der bei der Elisabethkirche gelegenen Firmaneikapelle (29. April — 9. Mai; 15. Mai — 18. Mai).

Da Professor von Drach in seinen kunsthistorischen Studien auf dem hiesigen Königlichen Staatsarchive in einem Deutschordensprotokolle eine von dem um das Archiv und die Geschichte des hiesigen Deutschordens hochverdienten Deutschordesregistrator [Deutschordensregistrator] Lachenwitz herrührende Notiz gefunden hatte, dass in die Fundamente der 1786 abgebrochenen Firmaneikapelle verschiedene steinerne und hölzerne Statuen mit vergraben seien, so erwirkte der Vorstand vom hiesigen lutherischen Presbyteriurn die Erlaubniss, an der Stelle, wo die Firmaneikapelle gestanden, eine Ausgrabung veranstalten zu dürfen. Diese Ausgrabung würde auch selbst in dem Falle, dass keine alte Skulpturen mehr aufgefunden würden, von Bedeutung gewesen sein, weil es schon an und für sich wichtig war, den Ort, wo diese Kapelle gestanden, festzustellen, einen genauen Grundriss derselben aufzunehmen und aus den in der Erde verborgenen Ueberresten einen Schluss auf ihre Bauart machen zu können. Unter der Leitung des Professors von Drach, des Konservators und des Vorsitzenden wurde daher am 29. April mit der Ausgrabung begonnen. Die Nachgrabungen förderten auch wirklich eine erhebliche Anzahl von Sculptur- und Bauresten zu Tage, welche erstem den auf Drängen des Landgrafen Moritz entfernten, wohl sogar direkt durch seine Creaturen in rohester Weise verstümmelten Heiligenbildern aus dem Innern der Elisabethkirche, die letztem der abgebrochenen Firmaneikapelle angehören. Sämmtlichen Figuren fehlen nämlich die Köpfe und ist auch keine Spur eines solchen zu finden gewesen, was nur auf einer planmässigen Zerstörung, um jede Wiederverwendung der »Götzenbilder» gründlich zu verhindern, beruhen kann. Von besonderm Interesse ist eine Madonnenfigur, welche ihren Abmessungen nach ehemals unter dem reichen Baldachin im Schiff gestanden haben wird. Andere Fragmente gehören der Gruppe des Triumphkreuzes an, eine Reihe besonders fein gearbeiteter sitzender Heiligen mit schönen Sockeln wird dem Lettner angehören, und ist aus dem gleichen feinen

 

 

 

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