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XCII

Versammlungstages im Militär-Casino stattfindende Festtafel, bei welcher der Gouverneur von Metz, Generallieutenant v. Oppeln-Bronikowski, den Vorsitz führte und bei der manches gute, warm empfundene patriotische Wort gesprochen wurde; gar manches Gesicht fand man hier, das man in den Sitzungen nicht wahrgenommen hatte. Einen schönen Abschluss fand der Tag in dem grossartigen Feste, welches die Stadt ihren Gästen am Abend gab auf der Esplanade, dem zum Theil mit prachtvollen Anlagen und Promenaden geschmückten Platz von riesiger Ausdehnung, an dessen freier Seite das Denkmal des Marschalls Ney steht und auf dem an einer anderen Stelle sich bald das Reiterstandbild Kaiser Wilhelm I. erheben wird; — einst hat hier die Citadelle gestanden. Zwei Militärkapellen konzertirten abwechselnd zur Unterhaltung der von Viertelstunde zu Viertelstunde sich mehrenden Menschenmenge — denn nicht blos, was zur »Generalversammlung« gehörte, und nicht blos die Metzer »Gesellschaft« fand sich hier zusammen, sondern es schien hier die gesammte bürgerliche Bevölkerung an dem Feste theilzunehmen, jeder wollte die von Tausenden von farbigen Lampen strahlende Esplanade, jeder das Prachtfeuerwerk sehen, das hier veranstaltet wurde und mit feenhaftem Glanz die Baum- und Gebüschgruppen durchstrahlte und die Septembernacht erhellte. Zwanglos und harmlos bewegte sich alles durch einander, hoch und niedrig, »alt-« und »neudeutsch«; hier hatte die Metzer Bevölkerung auch ein anderes Gesicht als bei Tage; denn geht man bei Tageszeit durch die Strassen, so ist jeder dritte Begegnende ein Soldat — besteht doch nahezu der dritte Theil der Einwohnerschaft aus der Garnison — ; nicht so hier am Abend; der Metzer Bürger mit Weib und Kind bildete den Hintergrund. Und hier konnte man Kinder mit ihren Eltern französisch sich unterhalten hören, wie denn die Rede des gemeinen Mannes meist französisch ist; redete man sie dann französisch an, so entgegneten sie mit einem gewissen Selbstgefühl: »O, wir sprechen auch deutsch!« und waren nicht abgeneigt, ihre Kenntnisse in der deutschen Sprache in weiterer Unterhaltung zum besten zu geben. Erst die späte Abendstunde setzte dem wohlgelungenen, grossartigen

 

 

 

 

 

 

 

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