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prüften die wandernden Geschichtsforscher das merkwürdige Bauwerk in allen seinen Einzelheiten, mit Aufmerksamkeit nahmen sie die von Kunst- und Sachverständigen gegebenen Erläuterungen und geschichtlichen Mittheilungen entgegen und waren, den Bogenreihen folgend, bis an das erwähnte an den Bergabhang sich anlehnende, mit einem hölzernen Schutzdach üderdeckte [überdeckte] Klärbecken gelangt, als sie von einer höchst sinnigen, in weihevolle Stimmung versetzenden Ueberraschung begrüsst wurden: aus dem Gebüsch des Waldes ertönte plötzlich von frischen Kinderstimmen der vaterländische Gesang: »Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt«; die Schuljugend von Jouy, unter Leitung ihres Lehrers, brachte den in ernstem wissenschaftlichem Arbeiten hier an des Reiches Grenzmark sich sammelnden, aus allen Gauen des Vaterlandes herbeigeeilten deutschen Männern den deutschen Gruss dar. Es wirkte überwältigend, um so mehr als keiner der Gäste eine Ahnung von dieser in der Gemeinde Jouy selbst geplanten Ueberraschung gehabt hatte; und der Dank dafür, dass in so schöner Weise der in jedes Einzelnen Herzen ruhende Ton getroffen war, machte sich in lauten, beredten Worten an die Veranstalter kund, und gewiss kamen selten Dankesworte aus tiefer empfundenem, aufrichtigerem Gefühle. Noch folgte der Gesang von: »Was ist des Deutschen Vaterland« und »Heil dir im Siegerkranz«.

In dichten Gruppen umdrängte hier wie unten im Dorfe die Landbevölkerung die einherwandelnden Fremden und nahm mit sichtlichem Eifer die Mittheilungen des Pfarrers Paulus entgegen, der seinen Landsleuten in französischer Sprache auseinandersetzte, welche Absicht so viele Gäste aus Altdeutschland hergeführt hatte. Nach einem erfrischenden Tranke in der Gastwirthschaft »zur römischen Wasserleitung« setzte sich der stattliche Wagenzug wieder in Bewegung, um nach Ueberschreitung der Mosel, den langgestreckten Flecken Ars zurücklassend, durch reizende Waldthäler die Hochfläche von Gravelotte zu ersteigen, begleitet vielfach von den neugierigen Blicken der Bewohner. Es war ein eigenthümlich ernstes Gefühl, welches der Anblick der ersten weissen Kreuze, die im Ackerfelde

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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