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VII

von Geldern an Cleve gefallen waren. Albrecht von Baiern verehrte dem Landgrafen 1554 zwei Stück und im Jahre 1561 nochmals ein Paar Löwen, das erst in Marburg untergebracht und später nach Kassel übergesiedelt wurde, wo die Löwin im Jahre 1564 zwei Junge warf. Es scheint, dass die Thiere ihre Unterkunft in den das alte Landgrafenschloss umgebenden Befestigungen hatten, deren einer (vermuthlich der Aue zugelegene) Theil die Bezeichnung »Löwengraben« führte. Zur Wartung und Pflege der Thiere wurde vom Landgrafen ein Löwenbändiger bestellt. Den Löwenzwinger erbte Wilhelm IV. von seinem Vater; daneben besass er Kameele, Affen, Canarien- und sonstige Singvögel u. a. m. Zwei Kameele, die ihm August von Sachsen sandte, vermachte er bald, obwohl er äusserte, »dass ihm auf seiner Reise nichts seltsameres aufgestossen sei«, seinem Bruder Ludwig zu Marburg, damit er sie auf der Jagd zum Tragen benutze. Der Beschenkte schien nicht sehr überzeugt von der Nützlichkeit der Gabe; er wisse nicht, schrieb er, wozu er die grossen seltsamen Thiere gebrauchen könne. Mit weiteren Kameelsendungen erfreuten den Landgrafen weiterhin nochmals der Kurfürst August von Sachsen und Wolfgang von Braunschweig

Die Menagerie Wilhelms, die aller Wahrscheinlichkeit nach in dem Baumgarten auf der zwischen der grossen und kleinen Fulda gelegenen Landspitze sich befand und wohl mit dem Schiesshause verbunden war, bestand unter Landgraf Moritz, wenn auch vielleicht in kleinerem Massstabe fort. Dass sie dann in der Folgezeit, was bei den hereinbrechenden Kriegsstürmen und der sie begleitenden Noth nur zu natürlich war, einging, ist nicht zu bezweifeln. Einzelne Thiere mögen ja immerhin hin und wieder gehalten sein, wie wir es von einem Löwen aus dem Jahre 1648 wissen.

Eine eigentliche Neubildung kam erst zu Stande, als unter der Regierung des Landgrafen Carl ein frischeres Leben und eine neue Blüthe für Kassel besonders herankam. Noch ehe man mit den Neuanlagen in der Aue, deren einst durch Wilhelm IV. errichtete Lusthäuser und Ziergärten der Zeit zum Opfer gefallen waren, begann, wurde an der Stelle, etwa wo zuvor das von

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