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IX

[Jagthals] hals, ein Indianisches Schwein, merkwürdig desshalb, weil es den Nabel auf dem Rücken hatte, ferner Rennthiere und Kameele anführt. Ein Theil dieser Thiere mag indess der Kasseler Menagerie dadurch entzogen worden sein, dass der Landgraf im Habichtswald einen weiteren Thiergarten angelegt hatte. Von der Höhe des Octogon führte nach Westen auf den Berg hinaus eine breite Schneisse hin zu diesem Thierpark, der mit allerhand Wild in grösster Menge angefüllt war. Ein weiterer kleinerer Garten war dann noch unmittelbar bei dem Schlosse Weissenstein selbst gelegen. In ihm wurde u. A. ein Auerochse und eine Kuh, die jedoch bald mit Tode abging, gehalten. Es waren Geschenke des Königs Friedrichs I. in Preussen, der, wie wir in des bekannten Irischen Freidenkers Tolands Reisebericht, vom Jahre 1701 lesen, eine Menge dieser und anderer Thiere zu Thierkämpfen in den Kellern des Amphitheaters zu Berlin hielt.

Carls Schöpfung überlebte nicht den Tod ihres Gründers. Friedrich I., Landgraf von Hessen und König von Schweden, huldigte, wie am bekanntesten aus seinem Tadel der Weissensteiner Bauten ist, keineswegs den kostspieligen Neigungen seines Vaters. So verschenkte er denn die noch übrigen Thiere nach Dresden an den Kurfürsten Friedrich August, jenen eifrigen Beförderer der Naturwissenschaften, der gerade um jene Zeit zur Bereicherung seiner naturwissenschaftlichen Sammlungen, sowie des 1722 in Alt-Dresden (jetzige Neustadt) erbauten neuen Löwenhauses unter Führung des Mediciners Hebenstreit eine Expedition nach Afrika schickte*).

Unter der Regierung Friedrichs II. erstand erst wieder im Jahre 1764 ein neuer Thiergarten, der im Gegensatz zu den früheren menagerieartigen Ein- [Einrichtungen]

*) Ich muss die Verantwortung für die Richtigkeit meiner Angabe Rommel, der sie ohne Quellenbeleg gibt, zunächst allein überlassen und möchte es mindestens als auffällig bezeichnen, dass sich weder im Staatsarchiv zu Marburg, noch unter den Akten des Hauptstaatsarchivs, des Königlichen zoologischen Museums und des Königlichen Oberhofmarschallamtes in Dresden, wie ich auf Anfrage hin durch höchst dankenswerthe Bemühungen der Direction des Königl. Sächsischen Hauptstaatsarchivs erfuhr, irgend eine Nachricht über diese Thiererwerbung Sachsens aus hessischem Besitz hat auffinden lassen.

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