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XXXIX Die schon im Anfang des 17. Jahrhunderts laut gewordene Klage, die Hirten hinderten durch ihr Ausfahren unter dem Geläut die Leute am Kirchengehn, wird immer lauter und dringender, ohne dass ihr abgeholfen wird. Schliesslich unter dem 10. Oct. 1730 hören wir den Pfarrer Grimm*) diesen Schmerzensschrei ausstossen: »Endlich stellte ich nochmahlen vor, dass ohnerachtet meines Ermahnens, Bittens und Flehens die Hirten dennoch alle Sonntage mit dem Geläut ausführen, und folglich bei 20 Menschen nie mehr zu dem Gottesdienst kämen, sondern wilder wären wie das Vieh selbsten; allein dieser Unordnung will und weiss Niemand abzuhelfen, so dass ich es in Gottes Namen muss gehn lassen. Anm.: Gott erbarme sich dieser armen Seelen.« So weit also war es gekommen! Die Streiche, welche die Väter in den Drangsalen des 30jährigen Krieges erduldet hatten, waren längst vergessen, und damit war auch die kindliche Bereitwilligkeit der Vorfahren geschwunden, sich in alle der Aufrechterhaltung christlicher Sitte dienenden Schranken zu fügen. Man schien weder auf die Anordnungen des Kirchenvorstandes noch auf die Forderungen der Kirche selbst hinfort noch achten zu wollen, vielmehr entschlossen zu sein, die kleinlichsten irdischen Interessen allem Anderen voranzustellen, zumal das Presbyterium selbst mit der Zeit Miene machte, die Hand vom Pfluge zurückzuziehen. Während das Brüllen des ausfahrenden Viehes und das Geschrei seiner Treiber schlecht zur sabbathlichen Stille des Sonntagmorgens sich schickte, erhob sich zu gleicher Zeit auf dem Kumpen vor der Katharinenkirche regelmässig ebenfalls ein Getöse, dessen Abstellung das Presbyterium lange vergeblich anstrebte. Immer und immer kehren die Klagen wieder über einen erschröcklichen Tumult, den die Schulknaben alle Sonntag Morgen vor Beginn des Gottesdienstes auf dem Kirchenplatz verübeten. Die Schuldiener hatten einfach weder die *) Friedrich Grimm, Grossvater der Gebr. Grimm, war von 1730—1777 reformierter Pfarrer dahier. |
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