XLII

Kirche den grössten Lärmen getrieben, Nüssschalen aufgebissen, und auf den 2. Feiertag Christtags unter währender Predigt überlaut zum Aergerniss der ganzen Gemeinde gerufen habe: »Seid Ihr, den Pfarrer meinend, noch nicht bald fertig? Amen! Amen!« —

Es wird nun zwar bemerkt, dieser muthwillige und ohne das gottlose Bursch sei beschieden worden. Wir hören aber nicht, dass ihm ein Härlein gekrümmt worden wäre. So wüst und noch wüster als in der Kirche ging es begreiflicher Weise zu Zeiten sonntäglich auch ausser derselben zu. Da die Kirchenrüger mit ihren Umgängen nachgelassen haben, so erhebt sich alle Sonntag unter der Predigt draussen in der Stadt eine erschreckliche Unordnung, indem die Seidenröther sogar ihr Mehl aus der Mühle unter der Predigt ablangen. Die schreckliche Unordnung nimmt besonders am Sonntag Abend zu. Herr Amtmann Hamm weist im Presbyterium darauf hin, dass sowohl unter der Predigt als des Sonntag nachts ein Gebrüll auf der Strasse sei und ein grausam liederliches Leben, dass es eine Schande vor aller Welt wäre.

6. Kapitel.

Die Energie des Presbyteriums schläft immer mehr ein. Pfarrer ersucht, die Kirchenältesten sollen so gut sein (sic!) ein Jeder in seinem Quartier nachzusehen, dass Ruhe und Ordnung, zumal Sonntagnachts gehandhabt werden, und sollen nur erst einige oder etliche anzeigen, damit durch deren Abstrafung die Andern abgeschrecket werden. (2. Jan. 1737.)

Die Kirchenältesten scheinen aber »so gut« nicht gänzlich gewesen zu sein, um Sonntagsruhe und andere gute Sitten durch Wort und Beispiel zu befördern und wiederum festzustellen. Der Pfarrer bemerkt nämlich unter dem 19. Aug. 1737: »Weilen Einige der Herrn Eltesten ein untaugliches Leben, in specie mit dem trincken führen, muss es ihnen verwiesen werden.« —

Alle Ordnung löst sich allmälig in Unordnung auf, auf allen Gebieten des kirchlichen Lebens. Dem Schulmeister Kautz muss ernstlich anbefohlen werden, dass er hinfort nicht mehr unter dem Gottesdienst aus der Kirche laufe, (wo er vorzusingen hatte), auch dass er