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XLV

Diese für die damalige Zeit recht passende, und verständig ins Werk gesetzt, Segen verheissende Institution scheint beim Steinauer Presbyterium nicht eben grosse Sympathieen erweckt zu haben. Von Jahr zu Jahr wurde die Abhaltung der ersten Hausvisitation verschoben. — Der Pfarrer sollte sie von einigen der Aeltesten assistiert vornehmen. — Und wie sie endlich ausgefallen ist, was sie für Früchte gebracht hat, davon hören wir nichts. Was liesse sich auch mit diesen Hausvisitationen durch den Kirchenvorstand Erspriesliches erreichen, wenn dieser in Einigen der Herrn Aeltesten ein (w. o. b.) »untaugliches Leben« führte, ohne dass gegebene Aergernisse schlimmster Art alsbald die gebührende Rectificierung erfuhren. Charakteristisch ist in dieser Hinsicht die nachfolgende Geschichte.

Den 6. Febr.1744 wird im Presbyterium vorgebracht, wie vor einiger Zeit des Kirchenältesten und Präsenzer (Kirchenrechnungsführer) Scheelen Frau Abends nach 10 Uhr ihren Mann so erstaunlich betrunken aus des Capitain Hachen Haus nach Hause geführet habe, dass er zur Aergerniss des Steinwegs hin und her getaumelt und unter anderem gesprochen haben soll: »Nun gehe ich wie ein Janitschar etc.« — ist ihme vorgehalten worden, er will es aber zum theil ableugnen, doch da es genug zu erweisen, ist er mit einer correction zur Besserung vermahnet worden.

Als Präsenzer wurde Scheel wegen schlechter Amtsverwaltung noch im Laufe des Jahres entlassen, als Mitglied des Presbyteriums aber fungirte er fort, wurde auch nicht ausgestossen, nachdem sich der folgende entsetzliche Vorfall begeben hatte.

»Den 12. Jan. 1745 hat die hiesige Bäckerzunft ihren Jahrtag gehalten, wobei sich der gewesene Präsenzer Scheel ernstaunlich in Brandenwein besoffen und hierauf ein Gezänk und Schlägerei mit dem gewesenen alten Schenkwirth Joh. Pe. Cress angefangen, wobei der Lärmen, Gekrisch und Schlägerei bis in die späte Nacht gedauret, so dass der Scheel sich auf der Erde gewälzet, ihm die peruque, Hut genommen, und der Stock vor Amt getragen worden, ja der Lärmen, der viele Zuschauer erwecket, wäre nicht gestillet worden, wo nicht die Scheelische Ehefrau ihren äusserst betrunkenen Mann nach Haus geschleppet hätte.«

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