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XLIX das gespannte Verhältnis zur kleinen lutherischen Reinhardskirchen-Gemeinde dergleichen auf die Bahn zu bringen. Hier sehen wir dann den dahin siechenden Organismus augenblicklich elektrisiert. So erregt es ernstlichen Unwillen unter den Aeltesten am 4. Mai 1757, durch den Stadtleutenant Weitzel zu vernehmen, dass die Stadtthore oft während dem Gottesdienst offen ständen, wenigstens geöffnet würden, sobald die lutherische Kirche aus wäre. Dem Leutenant ist darauf hin aufgegeben worden, es heute dem Amt nomine presbyterii anzuzeigen und anzusuchen, dass kein Thor, ehe der reformierte Gottesdienst aus sei, geöffnet würde. Ebenso ist dem Presbyterium am 4. Febr. 1767 angezeigt worden, dass bei unterschiedlichen Leichen z. B. weiland des Papiermacher Mönius und Hrn. Amtmann Schlemmer die Lutheraner ihre Knaben zum Gesang gesendet und unsern Knaben, deren wir genug haben, das accidenz entzogen haben. So ist dem Präceptor Lozenius untersagt worden, in Zukunft keine Lutheraner zu unserm Gesang zu nehmen und also unsere Kinder zu verkürzen. Bei solchen Gelegenheiten, wo es galt, lutherischen Uebergriffen gegenüber Stellung zu nehmen, fühlten unsere Aeltesten gewiss allemal ihr Herz und Gemüthe von demselben Eifer erglühen wie damals, als sie sich auf Zions Mauern stehend gedrungen sahen, im Verein mit dem Herrn Amtmann einen in des lutherischen Pfarrers Hause begangenen Angriff auf die Sabbathordnung abzuschlagen. Darüber berichtet unser treuherziges Presbyterial-Protokoll Folgendes: Eine gewisse Person, Namens Knobenlauch, diente als Magd bei dem lutherischen Pfarrer Blum und hatte sich unterstanden, auf den Bettag während dem Gottesdienst die Fenster öffentlich zu reiben. Sie wurde vom Amt durch den Stadtdiener beschieden, um Nachricht zu geben, wie sie zu dieser gegen die Sabbathsordnunng lautenden That gekommen; es sandte aber Herr Pfarrer Blum den lutberischen Glöckner und liesse sagen, dass das Mensch lutherisch sei, folgends wollte er sie vor seinem Presbyterio bestrafen. Herr Amtmann Lüding aber liesse ihm wieder bedeuten, dass wir mit der Frau nichts wegen ihrer Religion oder Glaubensbekenntnis Mittheilungen. 4 |
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