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LXV

Hierauf sprach Herr Konservator Bickell über mittelalterliche Befestigungsbauten in Hessen. Hessen besitze noch eine erhebliche Anzahl solcher, besonders ganzer Stadtbefestigungen, deren Untersuchung in bildlicher Darstellung wünschenswerth erscheine und von ihm begonnen sei. Neben den geringen romanischen und frühgothischen Resten seien es besonders Anlagen des 14. und 15. Jahrhunderts, worunter die, welche auf die neuen Feuerwaffen Rücksicht nehmen, ganz besonderes Interesse bieten. Vollständige Ringmauern mit Thürmen hätten sich vornehmlich in Fritzlar, Gelnhausen und Grebenstein, grössere Theile solcher in Witzenhausen, Spangenberg, Allendorf a. W., Homberg, Frankenberg, Treysa u. s. w. erhalten, einzelnes wichtige fände sich fast in jeder Stadt, besonders in Cassel und Marburg. Von grösseren Berg- und Thalburgen zeigten besonders gut die alten Anlagen: Hanstein, Weidelsburg, Treffurth (Nordmannstein) und Friedewald ; als Ruinen: Herzberg, Spangenberg, Trendelburg, Ludwigstein, Schweinsberg, Sababurg, Hessenstein und Steinau in zum Theil bewohnbarem Zustand. Anschliessend an den vorhergehenden Vortrag besprach er dann, unter Vorlage der Photographie, Grundriss und Querschnitt, die Burg zu Neustadt mit dem Junker Hansens Thurm. Erbaut in den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts von dem Statthalter in Oberhessen Hans v. Dörnberg zu einer Zeit, wo noch die grössten und reichsten Städte Deutschlands kaum den Uebergang zu der neuen Befestigungsweise begonnen hatten, müsse seine Anlage auf persönlichen Einfluss des Erbauers zurückgeführt werden, der wohl die italienischen Befestigungen aus eigener Anschauung kennen gelernt hatte; der an der Südostecke der Stadt gelegene Bau charakterisiere sich als eine Combination von runder Bastion von 2 gewölbten Geschossen mit aufgesetztem mittelalterlichem Holzthurm. Bei 13 m. Durchmesser haben die Wände 4,7 m. Dicke. Der steinere Theil ist 13 m. hoch, das Ganze erreicht die stattliche Höhe von 36 m. und ist malerisch mit 4 kleinen, ausgekragte Pechnasen bildenden Eckthürmchen ausgestattet. Das untere Geschoss war für leichte Geschütze, das obere für Handrohre eingerichtet. Auch von Friedewald,

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