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LXVI

Grebenstein, Gelnhausen wurden photographische Aufnahmen der merkwürdigsten Thürme etc. vorgelegt.

Monatssitzung V am 5. September.

Bei Herstellung eines neuen Anstriches im Chor der lutherischen Pfarrkirche zu Marburg hatten sich Reste der mittelalterlichen Bemalung desselben vorgefunden. Es wurden diese unter Führung des Herrn Conservators Bickell besichtigt. Dieser trug folgendes vor:

Der Chor der hiesigen Pfarrkirche ist baulich interessant durch den Mangel äusserer Strebepfeiler, welche »in dem Innern gezogen« sind, indem die sehr starken Wände so von tiefen Fensterblenden durchbrochen sind, dass nur dreieckige Pfeiler übrig bleiben, denen sehr starke (35 cm.) Dreiviertelsäulen vorgesetzt sind, eine Form, welche in der hiesigen Schlosskirche vor- und in der Stadtkirche zu Hersfeld völlig durchgebildet ist. Diese tiefen Blenden boten grosse sonst in der Gothik nicht vorkommende Wandflächen, welche ganz in der alten romanischen Weise mit grossen Heiligenfiguren in architektonischen Rahmen bemalt waren. Wie gewöhnlich finden sich Malereien aus verschiedenen Perioden. Von den älteren um 1360 hat sich an der östlichen Wand des mittelsten Südfensters eine weibliche Heilige mit geschwungener Körperhaltung unter reichem in hohen Fialen flankirtem Wimperg — Architektur roth und weiss auf schwarzem Grund — erhalten, ebenso in der Nische westlich davon Reste eines Teppichhintergrundes für eine ebensolche Figur. Während diese Malereien und Figuren in Lebensgrösse in der Höhe der Fenstersohlbank beginnen, war die untere Wandfläche mit Darstellungen bemalt, zu welchen in Augenhöhe eine rings umlaufende Inschrift in Majuskeln gehört, welche, noch nicht entziffert, leider bei der Neutüncherei zum Theil verwischt ist.

Einer jüngeren Periode, um den Beginn des 16. Jahrhunderts, welche in Marburg werthvolle Reste hinterlassen hat und mit dem Auftreten des Malers Joh. von der Leite verbunden ist, gehört die Decoration der Wandnische an, welche das von Ludwig Jakob und Frau gestiftete Wandtabernakel enthält. Offenbar ist

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