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LXVII

die ganze neue Einrichtung in Folge einer Stiftung entstanden, wie eine solche 1401 bereits vorkommt und für die ganz besondere Verehrung geniessende Stelle der Aufbewahrung des Sakramentes allgemein üblich war. Einen festen Anhalt gewährt das 1503 datirte, schöne, jetzt unnöthigerweise barbarisch von seinem alten Platz entfernte Gitter. Ganz in dem System der alten Decoration enthält das untere Wandfeld grosse Wappen der Stifter des Tabernakels mit Inschrift (cf. Kolbe, Sehenswürdigkeiten), während oben Apostelgestalten sich befanden, von denen an der Westwand die lebensgrosse Figur des heiligen Andreas auf lebhaft, rothem Grunde (mit gelber Inschrift) und dunkelgrauem rechteckigem, eine mit Hohlkehle profilirte Blende imitirendem Rahmen, sich vorzüglich erhalten hat, während von der gegenüberliegenden, durch die Orgelbühne von 1722 stark beschädigten Figur nur ein Theil des Gewandes übrig blieb, und auch die Malerei um das Wandtabernakel (welche der in St. Elisabeth an derselbigen Stelle vorkommenden verwandt ist) nur in Spuren erhalten ist.

Ohne hervorragenden Kunstwerth zu besitzen, ist diese Heiligenfigur doch als einziger grösserer Rest der Wandmalerei eines lokalen Meisters, als welcher der erwähnte Joh. v. d. Leite aus der Verwandtschaft in Figuren an seinen Altären in St. Elisabeth sicher anzunehmen ist, von hohem kunstgeschichtlichem Werth und sorgfältigst intakt zu erhalten, nicht zu restauriren. Auf Joh. v. d. Leite sind neben den verschwundenen Wandgemälden auf dem hiesigen Rathhause nur die gebrannten Scheiben daselbst und einige der Todtenschilde in Elisabeth zurückzuführen. Wahrscheinlich war er es auch, welcher 1516 bei der Bestattung des Grafen Johann V. von Nassau in Marburg geholt wurde, um Schild und Helm zu malen (Arnoldi, Geschichte der Nassau-Oranischen Lande III. 73).

Von Interesse ist sodann die architektonische Bemalung des Chores; die Wandflächen waren gelblich grau mit weissen Quaderfugen, die Wanddienste dunkelgrau (in Imitation der rheinischen monolithen Schiefersäulen), die Gewölbe hellgelblich mit dünnen blassrothen, der Gewölbeconstruktion entsprechenden

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