..

XCV

In früheren Jahren hielt er seinen regelmässigen »Giro« *) durch die Antiken und Gipse des Museums, begeistert durch den Gegenstand, den er so sehr liebte und der ihm so vertraut war, wie seine Heimath. Es waren freie öffentliche Vortrage, an denen Jedermann Theil nehmen konnte und die fleissig von Jung und Alt, von Männern und Frauen besucht wurden.

Auch im Beamtenverein hat er wiederholt über allgemein interessirende Themata, besonders kunstgeschichtliche, Vorträge gehalten, die ihm den lebhaftesten Dank der Mitglieder einbrachten.

Um zunächst den Faden der äusseren Geschehnisse von Pinders Leben wieder aufzunehmen, muss nachgeholt werden, dass er nach glücklich absolvirten Universitätsstudien mit einer Dissertation ,,De Ilithyia et Ilithyiis“ als Doctor philosophiae summa cum laude promovirte.

Das Jahr 1866 sah ihn im Felde und hat er als Reserveoffizier die Schlacht von Königgrätz mitgemacht. In lebhaften Schilderungen, namentlich heiteren Anekdoten, wie er denn überhaupt als witziger Erzähler ein trefflicher Gesellschafter war, gedachte er später häufig dieser seiner Theilnahme an den Jugendtagen des preussischen Kriegsruhmes. Er liebte sein Preussen über Alles und war stolz auf seine kriegerische Tüchtigkeit, blieb der Wehrpflicht auch treu bis in seine späteren Jahre, so dass er es schliesslich bis zum Hauptmann der Reserve brachte. Die gewaltigen Jahre 1870 und 71 riefen ihn gleichfalls unter die Waffen, doch hat er den Dienst nur noch als Etappenoffizier, nicht mehr im offenen Felde mitgemacht.

Ostern 1868 wurde er als Vorstand des Museums nach Kassel berufen. Hier hat er eine grosse organisatorische Thätigkeit entwickelt. Die Neuordnung und Vermehrung der Sammlungen ist sein Werk, wobei er sein Augenmerk hauptsächlich auf systematischen Ausbau der Abtheilung von Gipsabgüssen nach Antiken richtete. Ja, man muss sagen, dass er diese eigentlich

*) Rundgang bei archäologischem Führungen.

..