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CXXIII

einige kleine glückliche Gefechte, verwüstete das Land und fand den Adler einer varischen Legion, den der Fürst Malovendus verrathen haben soll *). Darauf wurden die Soldaten in die Winterlager geführt. »Man hielt es für unzweifelhaft, dass der Feind nun selbst um Frieden bitten und wenn noch der nächste Sommer darangesetzt würde, der Krieg ganz gewiss beendigt werden könne.« Er war also noch nicht beendigt! Trotz der unzweifelhaft grossen Niederlagen der Deutschen! Trotz der Verwüstung ihrer Länder! Und trotz dem Angrivaren abgefallen, Brukteren durch Aliso und die römischen Linien in offenem Lande im Schach gehalten, kaum noch weitergekämpft hätten! Trotzdem endlich die Marsen, wie einst die Cherusken durch Segest, durch Malovendus gespaltet erscheinen! Cherusken und Chatten hielten aber noch die Fahne der Befreiung hoch! Armin würde sein Ziel bis zum letzten Athemzuge verfolgt haben. Treu hielten und ungebeugt zu ihm sein Volk, treu die Chatten **). Sie würden nicht um Frieden gebeten, sondern mit Opfermuth Deutschlands Sache verfochten haben. Germanicus hätte nur aus persönlichem Ehrgeiz weiterbekriegt. Er mochte gerade in diesem Jahre zur Einsicht gelangt sein, dass das arme Deutschland den hohen Einsatz gar nicht werth sei. Tiberius freilich blickte von vornherein schärfer, zugleich mit dem Auge des Neides.

So wurde denn Deutschland von Germanicus, nach und nach von Rom frei, — trotz seiner Niederlagen. Armins und unserer Vorfahren Ausdauer, Vaterlandsliebe und Tapferkeit berechtigten zu dem »bello non victus.«

Die möglichste Wahrscheinlichkeit (bei diesem Kriege) zu suchen, allzu sichere Behauptungen einiger

*) Schierenberg deutet das Ganze (nicht mit Unrecht vielleicht) als malo iuventus.

**) Sie konnten mit den Marsen zusammen wohl immer noch 100000 Mann aufstellen. Rechnet man die Römer bei Idistaviso ca. 80000 Manu, so waren die Deutschen dort sicher 110000 Mann, vor dem Walle jene ca. 70000, — die Deutschen auch 100—110000 Mann. Auf dem Rückmarsch ergänzten sich dann die Römer wieder mit den Etappenbesatzungen.

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