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Durch diese Neuorganisation war zu gleicher Zeit der Einfluss der alten aristokratischen Schöffenpartei unterbunden, die schwerfällige Doppelbildung (Schöffen und Rath) beseitigt und eine Form der Verfassung gefunden, welche derjenigen der übrigen hessischen Städte ähnlich war, wenn diese auch auf ganz anderem Wege dazu gelangt waren.

Fast ein Jahrhundert lang sind diese neuen Bestimmungen unverändert im Gebrauche gewesen. Die ersten Zusätze, die von landgräflicher Seite gemacht wurden, fallen bereits in die Zeit des Landgrafen Philipp (1524).

Der Vortragende fasste seine Ausführungen dahin zusammen, dass die Vorgänge, welche sich in den grossen Städten Deutschlands während dieser Zeit abgespielt hätten, der Wettstreit der aristokratischen und demokratischen Strömungen innerhalb der städtischen Bevölkerung um Theilnahme am Stadtregiment, verbunden mit Kämpfen wirthschaftlicher Natur, das Tasten und Suchen nach einer angemessenen Verfassung, sich auch in dem kleineren Marburg wiederholt hätten, aber in durchaus eigenartigen und selbstständig entwickelten Formen.

Im weiteren Verlaufe der Sitzung machte Herr Dr. Könnecke einige Mittheilungen über den vor kurzer Zeit in hiesiger Stadt (im Hause Barfüsserstrasse Nr. 7) gemachten Münzenfund. Hessische Münzen befänden sich nicht darunter, wohl aber eine grössere Zahl französischen Gepräges, sodass der Fund einen lokalen Werth nicht besitze. Einen Bruchtheil der Goldmünzen überliess der glückliche Finder dem Vorbesitzer des Hauses, und zwar zum Theil die werthvollsten, wie beispielsweise das seltene und unter den etwa 80 aufgefundenen Goldmünzen nur einmal vorkommende Exemplar eines Isenburger Goldguldens. Für letzteren habe ein Frankfurter Antiquar bereits die Summe von 600 Mark geboten, man könne jedoch mit Bestimmtheit annehmen, dass derselbe in letzter Hand einen Werth von 2000 Mark erhalten werde. Etwa 10 Münzen seien für je 28 Mark an das Museum in Kassel verkauft worden. Der dem Finder von dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins mehrfach gemachte

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