XXIX

illustriert durch hochbedeutende Denkmale einer jeden Epoche, angesehen werden.

Der zweite Sommerausflug wurde am 6. Juli nach Wiesenfeld gemacht. Hier war bekanntlich einst eine Johanniterkomthurei, die einzige im Gebiete des alten Ober- und Niederhessens. Ist auch die alte, um 1260 erbaute Kirche im Laufe der Zeit stark entstellt und verwüstet, steht von den ehemaligen Komthureigebäuden auch nur noch ein, gleichfalls sehr mitgenommenes Haus, so war es doch immerhin für die Besucher von Interesse, diese historisch-denkwürdige Stätte kennen zu lernen, namentlich da die Kirche, obgleich vielfach nur noch Andeutungen ihrer einstigen architektorischen Ausbildung vorhanden sind, doch baugeschichtlich nicht ohne Reiz ist. An der Hand der sehr ausführlichen Beschreibung in den hessischen Baudenkmälern konnte die Bedeutung der Kirche als Bauwerk vorgeführt werden, da diese von Lotz verfasste Beschreibung durchaus noch zutraf. Das der Kirche gegenüberliegende Johanniterhaus ist 1507 von dem vorletzten Komthure Johann Rossner erbaut, es hat in den vier Fensterstürzen je einen lateinischen Hexameter, von welchem Lotz nur den ersten und einen Theil des zweiten mittheilt. Da die Schrift sehr verwittert ist, so bereitet die Lesung einige Schwierigkeiten. Es konnte jedoch der Text bis auf einige Worte des letzten Verses genau festgestellt werden. Eine kurze Geschichte von Komthurei Wiesenfeld gab der Vorsitzende aus den noch im Staatsarchive vorhandenen Resten des ehemaligen Klosterarchivs, welches noch in dem Umfange, welchen es bei Aufhebung der hessischen Klöster 1527 hatte, vorhanden ist. Es sind leider nur ungefähr 100 Urkunden, deren älteste dem Jahre 1308 angehört. Bis zurück zu der durch den Grafen Werner von Battenberg gegen Ende des zwölften Jahrhunderts stattgehabten Gründung der Komthurei ist also eine grosse Lücke in den Geschichtsquellen, welche durch zerstreute Notizen in anderen Urkunden schlecht ausgefüllt wird. Der Vortragende gab noch eine kurze Uebersicht über den Güterbestand der Komthurei; ihre höchste Blüte erreichte sie im vierzehnten Jahrhundert, in welchem auch ein Theil der