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XXXVIII

Reihe von Männern nahe treten lassen, die ich mit Stolz meine Freunde nenne, und die auch Ihnen in alter Umgebung wieder vorzuführen, mir eine Freude ist, eine Freude freilich mit Wehmut durchtränkt. Denn, ach, so manchen von ihnen deckt bereits der Rasen, und die noch leben und schaffen, sind uns räumlich weit entrückt. Den einen aber, der noch unter uns weilt und wirkt, den müssen Sie, wenn ich, wie es das Thema nun einmal mit sich bringt, von meinem eignen Schaffen berichte, sich immer an meiner Seite denken. Wollte ich seine Mitwirkung in jedem Fall ausdrücklich erwähnen, ich müsste seinen Namen so oft nennen, wie es ihm selbst — das weiss ich wohl — am wenigsten lieb sein würde.

Ueberhaupt schliesst der Zweck meines heutigen Vortrags und die Rücksicht auf die mir zu Gebote stehende Zeit jedes nähere Eingehen auf das Detail der Arbeiten selbst aus; nur deren Ergebnisse möchte ich Ihnen, und auch sie nur, insofern sie von allgemeinem wissenschaftlichem Interesse sind, in gedrängter Kürze vorführen. Für diejenigen meiner verehrten Zuhörer aber, welche diesen Studien ferner stehen, dürfte es nicht unzweckmässig sein, einige allgemeine Bemerkungen über den Stand der Limesforschung zu der Zeit, da wir unsere Arbeiten begannen, vorauszuschicken.

Es ist Ihnen allen bekannt, dass nach der in den letzten Jahren so viel besprochenen Niederlage des Quinctilius Varus im Teutoburger Walde und den ihr folgenden, im wesentlichen resultatlosen Feldzügen des Germanicus der Kaiser Tiberius auf die Eroberung des ostrheinischen Germanien verzichtete und die durch zahlreiche Kastelle befestigte Rhein- und Donaulinie zur Reichsgrenze machte. Ob das Land am unteren Main mit den warmen Quellen von Wiesbaden in wechselnden Kämpfen mit den Chatten behauptet wurde, darüber bestehen verschiedene Ansichten. Zweifellos aber dürfte dies der Fall gewesen sein mit den Gebieten zu beiden Seiten der oberen Donau, im heutigen Oberschwaben, wo die germanischen Sueben nach Verdrängung der Kelten überhaupt noch nicht festen Fuss gefasst hatten. Wie dem aber auch sei, dauernd konnten Oberrhein und Ober-Donau um so weniger als geeignete

 

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