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Handwerker und Verkäufer ein auskömmliches Dasein ermöglichen sollte. Im Jahre 1579 liess der Landgraf alsdann die Ergebnisse dieser Berathungen aufzeichnen und den angesehensten höheren Beamten vorlegen, welche ihrerseits nach Anhörung der städtischen Obrigkeiten bezw. der einzelnen Gewerbe deren Äusserungen aufzeichnen und dem Landgrafen übermitteln sollten, auch angewiesen wurden die ihnen wünschenswerth erscheinenden Abänderungen und Ergänzungen in Vorschlag zu bringen. Ist der damals verschickte Entwurf einer Landesordnung soweit bislang bekannt, verloren gegangen, so können wir doch aus den eingelaufenen Berichten, die uns erhalten sind, auf seinen Inhalt schliessen. Es sind deren drei vorhanden, die des Amtshauptmanns zu Ziegenhain und Treysa, Simon Bing, des fürstlichen Raths und Oberamtmanns zu Rotenburg und Sontra, Johann von Ratzenberg und des Hofmarschalls und Obristen, Friedrich von Rolshausen zu Kassel.

Redner ging dann auf diese gutachtlichen Äusserungen des Näheren ein, nicht ohne an der Hand derselben die Persönlichkeiten der in Rede stehenden Beamten nach Möglichkeit zu kennzeichnen. Einstimmig sprachen sich die eingelaufenen Berichte dahin aus, dass der Entwurf auf die besonderen Verhältnisse der einzelnen Orte zu wenig Rücksicht nehme, vielmehr allzusehr auf die Kasseler Verhältnisse zugeschnitten sei, und seine etwaige Einführung als Landesordnung eine weitere Steigerung der Preise im Gefolge haben würde. Weiter stimmten die Antworten der genannten Beamten darin überein, dass an den Klagen über die Noth der Zeit weniger die Ungunst der Verhältnisse, als die immer mehr um sich greifende Üppigkeit und Verschwendungssucht schuld sei, eine Ansicht, in welcher sie mit dem Landesherrn selbst, wie aus von Redner mitgetheilten charakteristischen Äusserungen desselben hervorging, durchaus übereinstimmten. Als Männer, die nicht vom grünen Tische aus regierten, sondern mitten im praktischen Leben standen, unterzogen die Amtmänner in ihren Berichten die Lage der einzelnen Zünfte ganz specieller Betrachtung, so die der Schneider, Bauhandwerker, Lohgerber, Schmiede, Böttcher. Erschienen ihnen die Wünsche der Handwerker gerechtfertigt, so traten sie für selbige ein, so Rolshausen und Ratzenberg für die Schmiede, Ratzenberg für die Böttcher und Lohgeber, die mit den Ansätzen des Entwurfs der Landesordnung nicht auszukommen vermochten. Durch besondere Gründlichkeit und Gediegenheit zeichnet sich Katzenberg aus. Er zog nicht allein fast sämtliche Zweige der in seinem Bezirk vertretenen Gewerbe in den Kreis seiner Betrachtungen, die von grosser Lebenserfahrung und praktischem Scharfblick zeugen, sondern beantragte auch eine wesentliche Ergänzung des Entwurfs, indem er sich für Ausdehnung der geplanten Ordnung auf die ländlichen Tagelöhner sowie die Ackerknechte aussprach.

Obgleich die eingelaufenen Berichte nicht allzu ermuthigend lauteten, legte der Landgraf im Jahre 1580 den Ständen einen Entwurf zu einer Landesordnung vor. Der Landtag verwies die Vorlage an einen Ausschuss. Eine Verabschiedung derselben erfolgte nicht, was wohl darauf schliessen lässt, dass sie in ihrer bisherigen Gestalt den Ständen nicht zusagte. Zwar waren die

 

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