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warmherzigen, für alles Hohe und Schöne begeisterten Volksmann, gilt die Verheissung der heiligen Schrift: Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich!“

Nach dem Vortrag fand im kleinen Hanusch’schen Saale geselliges Beisammensein statt.

Monatsversammlung am 30. Januar 1893. Vorsitzender: Bibliothekar Dr. Brunner. Tagesordnung : 1) Zu einem dem Verein als Geschenk zugegangenen chirurgischen Lehrbrief von 1786 gibt Dr. Schwarzkopf Erläuterungen über die Ausbildung der Aerzte in jener Zeit. — 2) Vortrag des Herrn Dr. phil. Erich Meyer: »Landgraf Friedrich II. und seine Gemahlin Maria«*).

Der Vortrag behandelte in seinem ersten Theile das Leben des Landgrafen Friedrichs II. und der Landgräfin Maria bis zu ihrer Vermählung. Die Erziehung des Prinzen Friedrich geschah durch den Lausanner Professor Peter de Crousaz und den Oberst von Donop, beides wohlgesonnene Männer, an deren redlichem Streben nicht zu zweifeln ist, deren ersterer aber zu viel, deren letzterer zu wenig von dem Werth der theoretischen pädagogischen Kenntnisse hielt. Es gelang ihnen nicht, die grosgen Gefahren, von denen die Erziehung des an sich wohlbegabten Prinzen umgeben war, zu überwinden, und besonders vermochten sie nicht der Hauptaufgabe fürstlicher Erziehung gerecht zu werden, nämlich in ihrem Zöglinge Selbstständigkeit, einen festen auf vernünftige Anschauungen begründeten Willen zu erziehen. So kam es, dass der Prinz, sobald er der erzieherischen Aufsicht entwachsen war, auf Abwege gerieth, und man zuletzt als einziges Besserungs- und Rettungsmittel die Ehe ansah.

Dem neunjährigen Prinzen war bereits die wenig jüngere Tochter Georgs II. von England, Maria, zur Gemahlin bestimmt worden. Eine grössere Verschiedenheit kann nicht gedacht werden, als sie zwischen dem fürstlichen Brautpaare bestand. Denn Maria war in einer harten, von trübseligsten Bedingungen umgebenen Jugend zu einer Jungfrau erwachsen, die tief religiös und von dem ernstesten sittlichen Streben erfüllt, das Leben und seine Aufgaben von einer ganz anderen Seite anschaute als der Prinz.

So war es denn für den Einsichtsvollen von vornherein zu erwarten, dass die Ehe dieser Beiden keine glückliche werden konnte. Der Vortrag schilderte in seinem zweiten Theile, wie Maria den ernsten Willen gehabt hat, dem ihr durch die Rücksichten der Politik bestimmten Gatten im vollsten und edelsten Sinne des Wortes eine Lebensgefährtin zu werden, wie aber der Prinz ihre Absicht von vornherein vereitelt hat. Während er mehr und mehr den Verführungen eines leichtsinnigen und zerstreuten Lebens und den heimlichen Umwerbungen der katholischen

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*) Der Auszug ist von Dr. M. eingesandt.

 

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