..

39

Stein, von dem der Conservator Thormählen eine Zeichnung geliefert hatte, ist 1,38 m. lang, 83 ctm. breit, reich ausgestattet mit einem Wappen, einem Kranze um dasselbe und einer geschmackvollen Cartouche. Die lange Umschrift an den 4 Seiten enthält ungewöhnlich viele Ligaturen und Abkürzungen; sie besagt, dass am 3. Januar 1617 Susanna, Tochter des gräflichen Rentmeisters der Neustadt Jost Philipp Flerschhein im Alter von 3 Jahren gestorben sei. Die Inschrift der Cartouche lautet: Filia loqvitur ad parentes | Hie war ich in Scwachheit | und Not | davon hat mich erlost | mein Gott | itzt ruhe ich in Friedt | vnd Frevdt | laset fallen ewer | Trawrigkeit.

Der Todtenhof, an dessen nördlichem Ende diese Steine lagen, gehörte ursprünglich zu dem kleinen Orte Kinzdorf, der viel älter als Hanau und schon vor 1600 vollständig verschwand. Der Umstand, dass Alt-Hanau, schon 1303 zur Stadt erhoben, keinen eigenen Begräbnissplatz hatte, ist daher zu erklären, weil die Kirche des Kinzdorfs die Hauptkirche und die zu Hanau nur eine Filiale davon war. Als die Neustadt nach 1600 gebaut wurde, legten die Wallonen einen neuen Todtenhof an, der von 1609—1846 im Gebrauch war und noch unverändert zu sehen ist; die Altstadt aber hatte keinen Theil daran und behielt noch einige Zeit den alten im Kinzdorf bei, auf dem die Kirche stand. Diese, auf einer Stadtansicht in Dilichs hessischer Chronik v. J. 1606 ganz nahe beim Steinheimerthor zu sehen, blieb allein noch stehen, seitdem das Dorf längst vom Erdboden verschwunden war, ohne eine andere Spur zu hinterlassen, als den Namen Kinzdorf, den noch jetzt eine unbedeutende Feldflur trägt. Erst 1632 wurde die Kirche abgebrochen; ein Marienbild, das als wunderthätig galt und ihr den Namen Frauenkirche verschafft hatte, war schon in der Reformationszeit nach dem nahen Steinheim geflüchtet, wo es sich noch jetzt befindet. Der uralte Todtenhof wurde nun auch geschlossen und am 10. März 1633 ein neuer deutscher Friedhof vor dem Frankfurter Thor eingeweiht, der ebenso wie der französische bis 1846 benutzt wurde. Vom 25. Juni 1846 an besteht ein gemeinsamer christlicher Todtenhof, ausserdem noch ein israelitischer, dessen Entstehungszeit sich nicht bestimmen lässt.

 

..

 
 
vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite