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die Ferne gezogen, die heimgefallenen Lehen verkaufen wollen. Merkwürdig aber sei es, dass keinerlei Belehnungsgesuche Johanns um die seit 1588 eingezogene Hälfte des Gerichts Viermünden vorliegen, obwohl die politische Situation infolge der Darmstädtischen Besitznahme des Oberfürstenthums und die Einsetzung des Landgrafen Ludwig V. durch den kölnischen Commissar Friedrich von Fürstenberg ihm die besten Aussichten geboten und er selbst militärischen Nachdruck hätte geben können. Auch Landgraf Georg II. habe ja nachgehends, um die Gunst Cölns zu erlangen, die Reliquien der heiligen Elisabeth dem Erzbischofe Ferdinand verabfolgt. Johann habe dann 1625 und 1626 den dänischen Krieg mitgemacht und in einer Mission Tilly’s den Erzbischof Philipp Christoph von Trier zu bessern Kriegsleistungen auffordern müssen, aber zu Dransfeld und Nörten durch einen Überfall der Dänen und Bauern empfindliche Verluste erlitten, sei 1627 in Brüssel gewesen in der Gütersache, 1628 in kaiserlichen Diensten unter Wallenstein. Als die kaiserliche Gewalt auf der Höhe des Glückes gestanden (1629), habe er 2 kaiserliche Diplome erlangt, von welchen das eine ihm den Titel Wohlgeboren, ein durch das Nordenbeckische vermehrtes Wappen sowie das Privilegium sich nach seinen jetzigen und künftigen Gütern zu schreiben, verliehen. Das andere war eine Commission auf Kurköln zur Restitution der in weibliche Hände gelangten Güter. Doch sei auch dieses viermündische Restitutionsedikt infolge des Krieges nicht ausgeführt. Johann sei erst zum Schutze Schlesiens, dann zur Belagerung Magdeburgs, wo er bei Olvenstädt mit 1200 Mann Fussvolk und 200 Reitern gestanden, und nach der Eroberung Magdeburgs zum Schutze Rostocks gegen die Schweden mit 3000 Mann als kaiserlicher General beordert, und hier der Nachfolger des Kommandanten Heinrich Ludwig von Hatzfeld geworden, welcher 1606 wegen seines Fehltritts mit der Hofdame von Eltz vor dem Zorne des Landgrafen Moritz habe flüchten müssen, der aber die Eltz alsbald geehlicht und 1630 zu Rostock von dem Osnabrücker Advokaten Jacob Barmaier aus Rache mit einem Beile ermordet worden, weil dieser durch Hatzfeld’s Regiment sein Eigenthum verloren. Barmaier starb auf der Folter. Johann von Viermund habe Rostock 4½ Monat bis 15. October, obwohl es schlecht verproviantirt gewesen, gehalten und dann nach Tilly’s Niederlage bei Breitenfeld durch eine regelrechte militärische Kapitulation dem Herzog Johann Albrecht und General Todt zur Verhütung weiteren Blutvergiessens unter völlig freiem Abzug mit allem Gepäck, Waffen und militärischen Ehren übergeben. Der Vertrag steche wohlthuend gegen die sonst mit Metzeleien und Grausamkeiten verbundenen Übergaben im 30jährigen Kriege ab. Merkwürdiger Weise habe dieser liguistische General nicht nur den Wallenstein’schen Beamten und Anhängern unter den Bürgern volle Freiheit gesichert, sondern auch der lutherischen Universität Rostock vollen Schutz und Fürsorge der Herzöge von Mecklenburg ausbedungen. Johann von Viermund sei dann nebst Bönnighausen zur Belagerung Halberstadts beordert, habe sich aber aus Mangel an Munition auf Magdeburg zurückgezogen; dort sei, während er zu einem Kriegsrat bei dem Grafen Wolf von Mansfeld in Magdeburg anwesend

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