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wie möglich gewählt ist. Mainz war ja gar keine kurhessische Festung und ein Handeln, wie 1807 von Courbière in Graudenz, wäre 1866 Tollheit gewesen, zumal Kurhessen keine auswärtige Macht mehr im Rücken hatte. Wir können nur den Muth Schimmelpfengs beklagen, auf den unglücklichen v. Lossberg von Neuem den ersten Stein geworfen zu haben, dessen Lage in einem Bruderkriege bisher ganz ohne Beispiel war, damals wo jedes geopferte Menschenleben nutzlos gewesen wäre, und ein Verrath an der höheren Sache, der sich unaufhaltsam vollziehenden Einigung zum deutschen Reiche im Norddeutschen Bunde. Wie viele gibt es wohl, welche die Katastrophe der Hannoveraner bei Langensalza nicht aufrichtig bedauern? Mehr als eine Parteischrift kann ich die Schimmelpfeng’sche Entgegnung nicht benennen, durch deren oft bestechende Darstellung allerdings kritiklose Leser geblendet werden können.

Cassel, 10. August 1893.

Dr. phil. Fritz, Seelig.

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Geschichte des Königreichs Westfalen von Arthur Kleinschmidt, Professor der Geschichte an der Universität Heidelberg. Gotha (Fr. A. Perthes) 1891. — (A. u. d. T.: Geschichte der europäischen Staaten. Herausgegeben von A. H. L. Heeren, F. A. Uckert und W. v. Giesebrecht8°. X. 678 Seiten. — Preis 12 Mk.)

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Bis zur Stunde hat ein eigenthümlicher Unstern über der Geschichtschreibung dieser ephemeren Napoleonischen Schöpfung gewaltet, alle Versuche sind Bruchstücke geblieben — und, wie wir sehen werden, auch der letzte Anlauf, eben vorliegendes Werk. Denn trotz der vielversprechenden Vorrede ist zu einer inneren Geschichte kaum ein schüchterner Anfang gemacht worden; dazu bedarf es noch gründlicher archivalischer Vorarbeiten in Bezug auf all’ die buntscheckig zusammen gewürfelten Gebietstheile etwa in der Art, wie sie eine soeben in ihrem ersten Theil erschienene Göttinger Preisarbeit von Friedrich Thimme für die inneren Zustände des Kurfürstenthums Hannover zu leisten versucht. Für die ehemals kurhessischen, braunschweigischen, die preussischen und all die anderen Gebietstheile in den Departements der Werra, Fulda, Leine, Aller, Elbe, Ocker und des Harzes ist so gut wie nichts bisher erforscht oder dargestellt worden.

Kleinschmidt hat nun an der Hand eines umfangreichen Aktenmaterials aus holländischen, darmstädtischen, westfälischen

 

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