VII

2. Art der Verwerthung des Materials.

Haben diese Einzelforscher das Material herbeigeschafft, so tritt nun allerdings an die gelehrten Geschichtsforscher, namentlich die Sprachkenner unter ihnen, die Aufgabe heran, das Material zu sichten, insbesondere die Flur- etc. Namen zusammenzustellen, zu erklären, zu vergleichen und daraus wissenschaftliche Resultate zu gewinnen, die sich zu zwei Gruppen crystallisiren würden, nämlich einmal zur Herausgabe eines hessischen Flurnamenbuches, sodann zur Grundlage einer hessischen Ortsgeschichte, auf welcher sich eine auf durchgearbeiteten Quellen beruhende Landesgeschichte aufbauen würde.

Selbstredend sind das weitgesteckte Ziele, die die jetzige Generation schwerlich erreichen wird, aber wir bereiten die Wege dazu und begnügen uns mit Theilresultaten, die immerhin auch uns schon zu Gute kommen, denn auch die Flur- etc. Namen und die Geschichte eines einzigen Dorfes bieten des Interessanten genug, und könnten allmählich veröffentlicht oder auch hin und wieder durch Vorträge nutzbar gemacht werden.

Ich glaube, dass gerade die Local-Geschichtsforschung eine Hauptaufgabe der Geschichts-Vereine bildet und dass eine systematische Ausbeutung dieses Gebietes von grossem Nutzen auch für die allgemeine Geschichte sein würde.

Indessen erlaube ich mir hierbei auf Einen Punkt aufmerksam zu machen, sollte dies anders nöthig sein. Die heutige Zeit mit ihren reichen Verkehrsmitteln, mit dem Fluctuiren der Bevölkerung, dem leichten Eindringen fremder Elemente und den ganzen auf äusserliche Dinge, Zerstreuungen und Geringschätzung des Hergebrachten gerichteten Gesinnungen wenigstens solcher Dorfbewohner, die in der Nähe grösserer Städte leben, ist der Erhaltung der bisher noch vorhandenen Traditionen und Sagen nicht günstig. Will man diese schätzbaren Hülfsquellen der Geschichte nicht ganz versiegen lassen, so muss man sich beeilen, dieselben durch Erforschung und schriftliche Fixirung derselben festzulegen. Das sagenreiche Geschlecht der