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geltend, ohne in den Besitz kommen zu können. Die Grafen von Velen kauften denselben zwar ihren Anteil 1688 ab, trotzdem erhoben die Löwenhaupt nach 40 Jahren bei dem Aussterben der Velen, welche auch das Dorf Planig noch erkauft hattten, neue Klagen. Nach den Velen erhielt der letzte Graf von Viermund, welcher früher cölnischer Minister, dann Reichs-Kammer-Richter zu Wetzlar war, 1733 das Lehen und kam dadurch in grosse Processe mit der Wittwe von Velen und den Grafen von Limburg-Stirum, als velenschen Allodialerben, welche das Vorhandensein von Allodien in dem cölnischen Lehen der Herrschaft Bretzenheim behaupteten, dem Grafen von Viermund 1736 die Herrschaft gewaltsam entrissen und ein Jahr lang innebehielten. Die Processe überdauerten alle Streittheile, den Grafen von Viermund († 1744), sowie dessen Lehnsnachfolger, die Freiherrn Roll von Bernau (1746—1773), welche die Herrschaft an des Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Baiern Sohn mit der Schauspielerin Josephine Seyfert zu Mannheim, Karl August, Grafen von Heydeck, späteren Fürsten von Bretzenheim, für 125000 fl. verkauften, der dann die angeblichen Allode mit 44000 fl. dem Bischof von Speier, geborenen Grafen Limburg-Stirum, vergütete. Karl August erhielt von Karl Theodor noch viele andere Güter dazu, verlor seinen linksrheinischen Besitz 1801 an Frankreich und vertauschte die dafür erhaltene Stadt Lindau am Bodensee 1803 an Österreich gegen die Herrschaften Sàros-Patak und Regecz in Ungarn. Mit seinen Söhnen erlosch diese Bastardfamilie schon 1863 wieder.

Herr Architekt Spohr machte darauf Mittheilungen über die Baugeschichte der Kirche zu Kirchvers, wodurch die betreffenden Angaben in den »Hessischen Baudenkmälern von Lotz und Dehn-Rotfelser« vielfach ergänzt werden. Endlich theilte Herr Pfarrer Heldmann noch mit, dass nach Ertheilung des Majestätsbriefs im Jahre 1611 eine Gemeinde augsburgischer Confession in der Altstadt Prag sich gebildet habe, und deren erster Pfarrer an ihrer Salvatorkirche ein Hesse, Mag. Justus Becker aus Trendelburg gewesen sei, der unter Landgraf Moritz wegen des »error Calvinistarum« aus Hessen weggegangen war, aber nach Unterdrückung des böhmischen Aufstandes vom kursächsischen Consistorialpräsidenten zu Dresden dem Landgrafen Ludwig V. 1624 für eine der neu zu besetzenden Stellen in Oberhessen empfohlen und vom Superintendenten Herdenius für die Pfarrei Löhlbach in Aussicht genommen worden war, jedoch von Ludwig mit Rücksicht auf die gereizte Stimmung der böhmischen Protestanten gegen das Kaiserhaus, auf dessen Seite Ludwig stand, nicht in diesem Landesteile, sondern nach Ertzhausen in der Obergrafschaft Katzenellenbogen bestellt wurde.

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