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[Porzellanplastik] plastik, als Muster edler Renaissance das dunkelgetäfelte Speisezimmer mit seinen reichen Füllungen in figürlichem Relief und seinem stilvollen Inventar, so erwähnen wir eben nur zwei Perlen von Zimmerausstattung für viele andere. Einzig in ihrer Art ist die Gallerie von Porträten des hessischen Fürstenhauses, dem hessischen Besucher besonders lieb, wie die grossen, figurenreichen Leinwandbilder aus dem Waberner Schloss, auf denen Tischbeins Hand den Landgrafen Friedrich II. und seine Umgebung verewigt hat. In zwei kurzen Stunden galt es hier leicht zu nippen von dem, was man so gern in vollen Zügen gekostet hätte, rief doch alsbald schon wieder die Tagesordnung zu neuem Schauen.

Man konnte den ganzen Ausflugstag mit seinen wechselnden Bildern wohl als einen Gang durch die Kultur- und Kunstgeschichte von vier verschiedenen wichtigen Perioden bezeichnen ; denn, hatte uns in Philippsruhe die Kunst des 18. Jahrhunderts erfreut, so wurden in Aschaffenburg die Seiten eines topographischen Atlases aufgeschlagen, die mit Mittelalter, Alterthum und Renaissancekunst bekannt machten. Nach Ankunft in dem freundlichen und sauberen Mainstädtchen begab sich die aus 80—90 Köpfen bestehende Gesellschaft an der Kirche St. Agatha vorüber, zunächst zur Stiftskirche des heiligen Peter und Alexander, deren erste Gründung um 970 durch Otto von Sachsen und Baiern erfolgt sein soll, während die jetzige Kirche in ihren romanischen Theilen dem 12. und 13. Jahrhundert angehört und bei der engen kirchlichen Beziehung der Gegend zu Mainz durchaus den Charakter der rheinischen Bauart zeigt. Die Grundanlage ist eine flachgedeckte Basilika mit ansehnlichem Querschiff und zweijochigem Chorabschluss. Die einstmalige innere Vorhalle, die durch zierliche Säulen in schmale Schiffe getheilt wird und von zwei Thürmen, deren nördlicher gothischer noch erhalten ist, flankirt war, ist früh zur Empore umgebaut worden und trägt die Orgel; dagegen ist im 13. Jahrhundert im Westen und Norden eine Vorhalle vorgelegt worden, zu der von Norden her eine in der Renaissance erneuerte zweigeteilte Freitreppe emporführt, eine „Anlage von so hohem malerischen Reiz, wie sie diesseits der Alpen vielleicht nirgends wieder

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