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Urkundlich wird ein Graf zu Reichenbach — Gozmar I. — zuerst 1089 erwähnt. Er war zugleich Schirmvogt des Klosters Fulda. Unter seinen Söhnen Gozmar II. und Boppo theilte sich um 1140 die Familie. Die Hauptlinie herrschte fortan an der Schwalm als Grafen von Ziegenhain, dei jüngere Zweig blieb auf dem Schlosse. Seine Blüthezeit war nur kurz. 1219 traten die letzten Sprossen, die Grafen Heinrich II., Heinrich III., Wigger und Gottfried in den Deutsch-Ritter-Orden ein.

Das Wappen der Reichenbacher stimmte mit dem Ziegenhain’schen überein, nur zeigte das Brustschild des geflügelten Ziegenbocks an Stelle des Sternes fünf in einander greifende schwarzsilberne Zacken.

Neben den Grafen von Reichenbach und unter deren Schutz breiteten sich auch kirchliche Anstalten auf der Hochfläche und in deren Umgebung aus. Im achten Jahrhundert bezog das Kloster Fulda Einkünfte aus Velmeden und Vortriden. Im zwölften Jahrhundert etwa gründeten die Grafen im Dorfe Reichenbach ein Nonnenkloster. Ebenso erwarben damals die Klöster Germerode und Kaufungen hier oben Grundeigenthum. 1207 setzte sich dann der Deutsch-Ritter-Orden in Reichenbach und damit in Hessen fest.

Mitglieder des Grafenhauses müssen die Thätigkeit des Ordens im Morgenlande — vielleicht im Gefolge der thüringischen Landgrafen — wohl schätzen gelernt und hernach veranlasst haben, dass ihm 1207 von der Gosammtfamilie die Kirche des doch nicht zur Blüthe gelangten Nonnenklosters übergeben wurde. Bald dehnte sich der Orden weiter in der Umgegend aus. Theils durch Stiftungen — namentlich seitens der Grafen Heinrich II., Heinrich III., Wigger und Gottfried (1219), theils durch Ankäufe (1261, 1313 u. s. f.) vergrösserte er seinen Besitz. Selbst die Gerichtsbarkeit über verschiedene Orte erwarb er sich (von denen von Cappel, 1273).

Während 1219 nur zwei Ordensbrüder in Reichenbach waren, lag 1225 die Leitung des Hauses bereits in den Händen eines Präceptors, später in denen eines Comthurs.

Etwa zu derselben Zeit, in der die letzten Grafen von Reichenbach das Ordensgewand anlegten, ging auch ihre Burg in andere Hände über. Die Landgrafen von Thüringen hatten als Herren von Niederhessen und durch Verschwägerung Ansprüche auf Schlösser des Ziegenhainer Grafenhauses erworben, die sie um 1220 und zwar schliesslich gewaltsam geltend machten. 1225 zog Landgraf Conrad vor Reichenbach. Nach langer Belagerung eroberte er die Burg, und 1233 mussten die Ziegenhainer auch vertragsmässig auf deren ferneren Besitz verzichten. Die neuen Herren behielten das Schloss jedoch nur kurze Zeit. Nach dem Aussterben der thüringischen Manneslinie fiel es 1247 mit dem Lande zu Hessen dem Enkel der hl. Elisabeth, Heinrich von Brabant, zu. Herzogin Sophie, die Mutter und Vormünderin Heinrichs, war allerdings genöthigt, es mit Gewalt einzunehmen.

Von da ab ist die Burg bei den hessischen Fürsten geblieben. Von ihren ferneren Geschicken sind noch die Verpfändungen an Eckhardt von Cappel und Thilo von Elben in 1330, an den Deutsch-Ritter-Orden in 1330—1334, 1346 und 1354 hervorzuheben. Später diente die Veste als Jagdschloss. Gern und häufig weilten die

 

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