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Stamm der neuen Bürgerschaft. Die vereinigten Ländereien dagegen machten unter Zuziehung landgräflichen Grundbesitzes fortan die Stadtmark aus.

Der Name der neuen Ansiedelung „Stadt zu der Lichtenaue“ wurde der Umgebung entlehnt, die sich schon damals von den dunkelbewaldeten Randbergen hell und freundlich abhob. Das älteste Wappen zeigt unterhalb eines Dreibergs einen Stern, darüber drei Thürme. Nach 1289 wurde der Stern erst durch den brabanter, später durch den hessischen Löwen, die Thürme durch zwei mit den Giebelseiten einander zugekehrte Kirchen ersetzt. Zwischen den Kirchen wuchs aus dem Dreiberge ein Stengel mit fünf Rosen empor. Seit etwa 1570 sind aber die Thürme wieder in Aufnahme gekommen, auch trägt seitdem der Löwe eine Laterne (Leuchte) in den Vorderpranken.

In der Geschichte treten die Lichtenauer Bürger zuerst im Jahre 1296 handelnd auf. Stadt und Amt gehörten damals zu den wenigen (4) im Lande, die an dem rechtmässigen Herrn festhielten, als dessen Sohn Landgraf Johannes sich allerorts an Stelle seines schwer erkrankten Vaters huldigen liess. In 1329 hatte die Gegend unter den Einfällen mainzischer Lehnsleute von Spangenberg aus zu leiden. Ausserdem kamen damals Stadt und Amt in den Pfandbesitz der Ritter Eckhardt von Cappel und Thilo von Elben, von denen sie am 20. August 1330 gegen eine Summe von 225 Mark Silber auf weitere 4—5 Jahre in die Hände des deutschen Ritterordens übergingen. Vierundzwanzig Jahre später war Landgraf Heinrich der Eiserne wiederum genöthigt, seine festen Schlösser Reichenbach und Lichtenau nebst den zugehörigen Ortschaften — diesmal gegen 1000 Mark Silber — an die Deutschritter zu verpfänden.

Der niederhessische Städtebund (1376) zählte auch die Bürgerschaft von Lichtenau zu seinen Mitgliedern. Zur Strafe für die hierbei bewiesene Unbotmässigkeit, aber auch zur besseren Befestigung der Stadt liess Landgraf Hermann in den Jahren 1385 bis 1387 eine Burg innerhalb der Ringmauern aufführen. Ritter Werner von Haustein leitete den Bau. Seine Familie hatte zugleich die Stadt von 1386—1403 in Besitz. In diesem Jahre löste Landgräfin Margarethe die Pfandschaft gegen 3200 Fl. zurück. Um 1410 wurde die Zwingburg wieder niedergelegt, und 1414 gab Hermanns Nachfolger, Ludwig I. den Bürgern auch die beim Bau der Veste nicht eingezogenen Hofstätten zurück.

In den folgenden Jahren 1415—17 erstreckten sich die Fehdezüge Simons von Wallenstein bis vor die Mauern Lichtenaus. Dann herrschte lange Zeit Ruhe. Unter Philipp dem Grossmüthigen wurden die Einkünfte aus Stadt und Amt noch ein letztes Mal und zwar für 8000 Florin an den Grafen Adam von Beichlingen verpfändet. In 1527 fand die Reformation Eingang. 1521, 1523 und 1535 hatte Lichtenau durch verheerende Feuersbrünste zu leiden. Die grössten Drangsale brachte jedoch der 30jährige Krieg.

Am 24. Januar 1625 bemächtigten sich Merode’sche Truppen des Platzes. 1626 wurde er von dem holsteinschen Hauptmann Jones v. Kroneck gestürmt, dann folgten Kroaten und von 1627 bis 1632 Tilly’sche Besatzung. Andererseits machte der hessische

 

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