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Parteigänger Berghöfer in 1634 200 Kroaten in Lichtenau nieder. 1637 musste die Stadt schwer dafür büssen. Am Osterdienstage erschien plötzlich eine Abtheilung Kroaten unter Pappenheim und Beigott, erstieg die Mauern und äscherte den Ort nahezu völlig ein. Viele Einwohner kamen in den Flammen um. 84 der besten Wohngebäude, die Kirche, das Rathhaus, die Schulen und andere städtische Häuser sanken in Asche. Späterhin suchte sich die Stadt durch Schutzbriefe von Freund und Feind gegen neue Prüfungen su sichern, doch setzte niemand mehr Vertrauen in diese Massregel. Oefters berichten daher die Kirchenbücher von allgemeiner Ausflucht.

Auch der siebenjährige Krieg nahm die Stadt hart mit. Fünfmal wurde sie vom Feinde besetzt, dreimal die gesammte Ernte der Vernichtung anheimgegeben, doch ging es ohne Metzelei und Blutvergiessen ab. Immerhin bezifferte sich allein der nachweisbare, in diesem Kriege entstandene Schaden auf mehr als 180000 Mark.

Die späteren Ereignisse — Fremdherrschaft, Befreiungskriege, der Uebergang des Landes an die Krone Preussen u. s. w. — sind bekannt. Ich kann darüber hinweggehen.

Andererseits würde der Rückblick auf die Vergangenheit der Stadt unvollständig sein, wenn nicht ihres grössten Sohnes, des Kanzlers Johannes Feige gedacht würde. Feige wurde 1482 in einem Hause der Hinterstrasse als Sohn eines schlichten Bürgers geboren. 1501, 1503 studirte er in Erfurt Rechtswissenschaft, erwarb sich bald darauf den Grad eines Doctors beider Rechte, wurde 1508 Kanzleischreiber zu Cassel, 1513 Hofkanzler der Landgräfin Anna und 1519 solcher des Landgrafen Philipp. In der Folge erwarb er sich besondere Verdienste um die Einführung der Reformation, namentlich auf der Homberger Synode, beim Marburger Religionsgespräch u. s. w., ebenso um die Errichtung der Universität Marburg, deren erster Kurator er war und der er noch zwei Jahre vor seinem Tode die lange versagte kaiserliche Anerkennung verschaffte (1541). Auf den Reichstagen, wie auf den Versammlungen des Schmalkalder Bundes war Feige unablässig für das Wohl der evangelischen Sache bemüht. Am 20. März 1543 starb er tiefbetrauert von seinem Fürsten, dessen rechte Hand er gewesen war. Melanchthon ehrte ihn durch einen warmen Nachruf. Kaiser Maximilian hatte ihn schon 1517 in den Adelstand erhoben, doch machte Feige von dieser Auszeichnung nie Gebrauch.

 

Ausserordentliche Versammlung am 12 August 1894 (im Lesesaale der Landesbibliothek.)

1) Auf Antrag des Herrn Obersten Becker wird der bisherige Casseler Vorstand einstimmig wiedergewählt.

2) Der Vorsitzende Herr Dr. Brunner macht Mittheilungen über das Programm der vom 27.—29. August zu Hanau stattfindenden Jahresversammlung.

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