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Diözesanrechte erneuern, verzichtete aber 1576 ganz darauf. Die Einführung der sog. Verbesserungspunkte unter Moritz brachte auch nach Rhens die allgemeine Verwirrung. Am l. Sept. 1617 liess Moritz, der schon früher die Kirchenkleinodien hatte verkaufen lassen und das Geld in seine Kasse gebracht, durch einen Capitän die Bilder zerschlagen, über den Rhein fahren und in Braubach verbrennen und 1618 am Osterfeste das Brotbrechen und gemein weiss Bäckerbrot beim h. Abendmahl einführen, ungeachtet des Widerspruchs Landg. Ludwigs V. zu Darmstadt. Wegen dieser Bilderstürmerei und Veräusserung der Kirchenkleinodien beschloss Erzb. Ferdinand von Cöln schon 1618, da sich Moritz nicht zu einer Zurücknahme seiner Anordnungen verstand, die Einlösung und gieng Rhens ebenso, wie Bauerbach und Schröck bei Marburg, um der Verbesserungspunkte und Starrsinn Moritzens Willen für den Protestantismus und das Haus Hessen verloren. Die Einlösung verzögerte sich infolge des 30jährigen Krieges noch bis zum Jahre 1627, in welchem die Niedergrafschaft Katzenellenbogen durch den hess. Hauptaccord an Darmstadt unterpfändlich für die entzogenen oberhessischen Nutzungen eingeräumt wurde. Nach längeren Verhandlungen L. Georgs II. mit Wilhelm V., Kursachsen und Philipp III. erfolgte die Einlösung am 25. Sept. 1629 durch Zahlung des Pfandgeldes von 9000 Gfl. durch Wechsel auf ein Haus zu Frankfurt. Zugleich wurde die erwähnte boosische Kornrente von 31 Malter, welche Georg II. seinem Kanzler Dr. Anton Wolff zu Marburg zur Belohnung seiner Verdienste gegeben, mit 400 Gfl. mit abgelöst und hinsichtlich der evangelischen Religionsübung bezw. ungehinderter Auswanderung gute Zusagen von Kurcöln gegeben. Schon 1630 verpfändete Kurcöln die Stadt aufs neue für 12000 Thlr. an den tillyschen General Joh. Jacob, Graf von Bronkhorst und Anhalt, dem die Erhaltung der kath. Religion zur Pflicht gemacht wurde. Seitdem wurden vom Ursulastift nur kath. Pfarrer bestellt und das römische Kirchenwesen hergestellt. Nach Bronkhorsts Tod (1630) kam die Pfandschaft an dessen Schwiegersohn, den Grafen Philipp von Croy, von diesem 1675 an die Abtei Gladbach, 1694 an die Abtei Rommersdorf. Eine protestantische Gemeinde bestand im 30jähr. Kriege weiter, vor dessen Ende 1647 Hessen-Cassel die Stadt aufs neue militärisch besetzte, den kath. Pfarrer und Schultheiss verjagte, einen reformirten Pfarrer Peter Nister (1647—1656) und einen evangel. Schultheissen einsetzte und eine neue Pfandschaft an der Stadt zu begründen und damit die cöln. Satisfactionsgelder zu begleichen oder doch die Protestanten zu schützen hoffte. Cöln lehnte dieses zwar ab, doch räumte Erzb. Ferdinand den Evangelischen in Gemässheit des westfälischen Friedens die Kirche und Pfarre nach dem Massstab des Normaljahrs 1624 ein, wollte auch den Frieden ganz aufrichtig gehandhabt wissen. Nach seinem Tode (1650) kehrte sich jedoch sein Nachfolger Kurf. Maximilian Henrich weder an den Frieden, noch an die Zusagen Ferdinands, liess im Dezember 1650 den Protestanten wieder Kirche und Pfarre und Renten nehmen durch den Schultheiss und den kath. Pfarrer Matthiae. Trotz des Friedens und des Widerspruchs Hessen-Cassels, unter dessen Reservatencommissar zu St. Goar und Consistorium zu Cassel das reformirte Kirchen- [Kirchenwesen]

 

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