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bist du?“ so fragte man ihn. — „Ein Mensch so wie ihr, ein Christ bin ich gleich euch und in Göttingen getauft. — „Wie heissest du denn?“ — Da sprach er: „Reyneke.“ — „Und bist du allein?“ — „Nein! wir sind ein grosses Volk.“ — „Was treibt ihr denn?“ — „Wir essen und trinken, heirathen, zeugen, vermählen Söhne und Töchter, säen, ernten, alles gerade, wie ihr.“ — „Und wo wohnt ihr?“ — Wir wohnen in dem Kirchenberg, der hier bei Zierenberg liegt, doch in der Stadt halten wir uns oft bei diesem braven Manne, unserem Gastfreund auf.“ — „Wohnen denn von euch auch einige im Bärenberge?“ — „Ja, aller Orten wohnen sie in Menge, mein Stamm ist fein und zart, jene aber sind Töpel, richten allerlei Unheil an und wühlen in der Erde.“ — Können denn noch andere ausser dir hier im Hause Herberge finden?“ — „Das wollen wir nicht haben, unser Wirth soll nicht noch mehr belästigt werden. Es ist schon genug, dass er uns so freundlich aufnimmt, doch mag er Leute aus seiner Freundschaft wohl herbergen.“ — Nun waren Einige, die wollten gern einmal das versuchen, obwohl der Mann ihnen abriet. Da sie aber ihm keine Ruhe liessen, so wurde für sie in einem grossen Fasse ein Lager gemacht. Da erhub sich in der Nacht ein furchtbar Poltern im Hause, zumal über ihrem Kopf, sie schrien und wären gern aus dem Fasse gewesen. Endlich erscholl die Stimme Reynekes: „Seht! das kommt von eurem Vorwitz, aber seid guten Muts, sie sollen euch jetzt wohl in Ruhe lassen!“ — Dann setzte er sich oben auf das Fass und hat so lange mit ihnen noch gesprochen.

Einst ist ganz unvermuthet ein Verwandter jenes Mannes in das Haus zu Besuch gekommen, da war dieser betrübt, weil er nichts hatte, ihn zu bewirthen. Als das der Geist sah, sprach er: „Das lass dich nicht kümmern, dafür will ich schon sorgen.“ Alsbald erschien ein prächtiger Tisch, mit Allem wohl versehen; da gabs Weizenbrod, Wein und Bier, gekochtes und gebratenes Fleisch, auch Wildbret, und Reyneke hiess den Gastfreund wacker mitzulangen.

Die alte Mutter des Wirths hat der Geist recht gehasst, er sagte immer: das ist ein böses Weib ; die

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