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des Gesammtvereins gewählt, wofür der Herr Vorsitzende im Namen der Gewählten dankte.

Mit der Festsetzung des Jahresbeitrages auf 3 Mark erklärte man sich einverstanden; die Einladung der Stadt Gudensberg, die nächstjährige Versammlung dort abzuhalten, wurde dankend angenommen.

Hierauf ergriff Herr Pfarrer Wissemann aus Cassel das Wort zu dem von ihm angekündigten Vortrage über »Heinz von Lüder«, in dem er in 1½ stündiger Rede ein getreues Bild des edlen Mannes im Rahmen der Zeitgeschichte entwarf. Redner führte etwa folgendes aus:

Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts dürfte Heinz von Lüder, dessen Geburtsjahr unbekannt ist, geboren sein. Seinen Namen hat Heinz selbst niemals in der uns geläufigen Weise, sondern in der Form von Leuther oder Leutther geschrieben. Wunderbar ist die Uebereinstimmung des Namens dieses für die Reformationsgeschichte Hessens so bedeutsamen Mannes mit dem des Dr. Martin Luther.

In Grossenlüder, im Kreis Fulda, sass schon seit ältester Zeit ein Adelsgeschlecht, das der Herren von Lüder. Dieses verzweigte sich in verschiedene Linien, von denen eine auch in Loshausen bei Ziegenhain seit 1450 ansässig war. Der jetzt noch daselbst bestehende Edelhof mit seinem schönen Herrenhaus, einst der Familie Waldvogel gehörig, wurde von diesem Lüder'schen Zweig bewohnt. Aus dieser Linie des von Lüder'schen Geschlechtes soll unser Heinz hervorgegangen und zu Loshausen geboren worden sein.

Gegen diese Annahme sprechen jedoch verschiedene gewichtige Gründe. Auf die andersartige Schreibweise seines Namens durch Heinz ist schon hingewiesen worden. In zahlreichen Schriftstücken erhält er nicht die den Adeligen zukommende Titulatur „der Ernveste“, sondern „der Erbar und Achtbar“, wie sie den Personen bürgerlichen Standes zustand. In Gerichtsverhandlungen der Familie von Lüder vor unserm Heinz wenden sich die von Lüder zu Loshausen mit äusserster Höflichkeit an diesen; kein verwandtschaftlicher Ton klingt durch diese Verhandlungen hin. Das Wappen des Heinz auf seinem Gedenk- und Grabsteine, wie auf dem Schützenkleinode zu Ziegenhain ist ein anderes als das der buchonischen Adelsfamilie, die eine Sichel in rothem Felde führte. In dem Testament, welches mehrere Vettern des Heinz aufführt, kommt kein Angehöriger der von Lüder'schen Familie vor.

Heinz ist überhaupt nicht adliger Abkunft gewesen. Dies bezeugt uns die ihm beigelegte und schon vorhin besprochene Titulatur „Erbar und Acht bar“. Auf seinem Grabstein fehlen die sonst üblichen und den Adel des Betreffenden bezeugenden Ahnenwapppen [Ahnenwappen]. Die in seinem Testament aufgeführten Erben tragen nur bürgerliche Namen und weisen daher auf die bürgerliche Abstammung ihres Verwandten; des Heinz von Lüder, hin.

 

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