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Als sein Geburtsort kann mit grösster Gewissheit Grossenlüder, im Volksmund kurzweg Lüder genannt, bezeichnet werden. In seinem Testament vermacht er Frucht, Geld und eine Behausung zu „Lauther“, aber auch Gutshöfe zu Müss, Eichenau und Offenhausen. Diese Orte liegen rings um Grossenlüder, also ein klarer Ausweis, welche Ortschaft unter dem „Lauther“ gemeint ist. Als bekannt und berühmt gewordene Persönlichkeit ist er der Heinz, der von Lüder herstammt, oder der Heinz von Lüder genannt worden.

Wahrscheinlich hat Heinz eine Zeit lang dem geistlichen Stande angehört. Mit der Reformation aber ist er aus demselben ausgetreten, um das Waffenhandwerk zu ergreifen. Und wie berühmt sollte sein Name als der eines geachteten Verwaltungsbeamten, Reformators und soldatischen Führers werden. Die von ihm mit Kunigunde Ort nach Ausweis des Testaments eingegangene Ehe blieb kinderlos, wenigstens starb Heinz, ohne Kinder zu hinterlassen.

An der Einführung der Reformation durch Philipp den Gross-müthigen nahm er den thätigsten Antheil. In Folge der sog. Homberger Reformatiousordnung gehörte er neben Otto Hund, Kraft Kau und Adam Kraff zu den sog. Visitatoren, welche einen bedeutsamen Wirkungskreis zugewiesen erhielten. Dass er seinen Pflichten mit Umsicht und in evangelischem Geiste nachgekommen ist, beweist der Umstand, dass er dauernd in diesem Amte verblieb.

Nicht minder treu stand er dem Landgrafen zur Seite bei dessen Kriegszug nach Süddeutschland, durch den 1534 nach dem bei Laufen erfochtonen Sieg Ulrich von Württemberg wieder in sein Land eingesetzt, und so dem Schmalkaldischen Bund und der evangelischen Sache eine neue tüchtige Stütze gewonnen wurde.

Für das seit 1537 stark befestigte Ziegenhain bestimmte Philipp der Grossmüthige den Heinz von Lüder zum Hauptmann. Von nun an galt es: Fest wie Ziegenhain! nicht zum kleinsten Theil durch des Heinz Tüchtigkeit und mannhaftes Handeln.

Den ihm schon früher übertragenen Posten eines Obervorstehers zu Haina, welches aus einem Cisterzienserkloster in ein Hospital für Sieche und Kranke umgewandelt worden war, versah er gleichfalls von Ziegenhain aus. Immer wieder versuchten die Mönche das Kloster für ihre Zwecke zurückzuerhalten. Auch riefen sie die Hülfe des Kaisers zur Erreichung ihres Zieles an. Als nun die von diesem gesandten Commissare zu Haina erschienen, wusste Heinz die Absichten der Mönche dadurch zu vereiteln, dass er die elenden Menschen, welche Haina bevölkerten, vorführte mit der Frage, ob die Reiter es auf sich nehmen wollten, diese Elenden wieder auf die Landstrasse zu jagen, um die Mönche an deren Stelle in das Hospital zurückzuführen. Beschämt zogen die Reiter ab, und Haina blieb Hospital.

Wie bekannt, gerieth Philipp der Grossmüthige nach der Schlacht bei Mühlberg 1547 in die Gefangenschaft Carls V., nachdem der Fussfall zu Halle nicht die erhoffte Gnade und Versöhnung gebracht hatte. Zu den Bedingungen, die der Landgraf schon zuvor auf sich genommen hatte, gehörte auch die Auslieferung der Festungen an den Vertreter des Kaisers, den Grafen von Solms;

 

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