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nur Ziegenhain sollte ausgenommen sein. Als nun der kaiserliche Commissar dennoch auch diese Stadt überliefert haben wollte, sprach Heinz: „Der freie Landgraf hat mir diese Feste übergeben und dem freien Landgrafen werde ich sie auch wieder übergeben !“ Ziegenhain blieb dem Landgrafen erhalten.

Die schöne Erzählung von der goldenen Kette, an der Philipp bei seiner Rückkehr nach Hessen den Heinz, um ein dem Kaiser gegebenes Wort einzulösen, unter dem Festungsthor habe aufhängen lassen, um dieselbe ihm dann zur Belohnung zu schenken, muss stark bezweifelt werden. Obwohl im Testament von verschiedenen Schmuckgegenständen die Rede ist, so findet die Kette keine Erwähnung. Dies der Hauptgrund neben andern, um an dieser Erzählung Zweifel zu hegen.

Heinz von Lüder starb am 23. Juni 1559. Sein Leib ruht in der Kirche zu Haina, wo sein Leichenstein steht, der zugleich wie der in Merxhausen als Denkmal für seine gesegnete Thätigkeit an den Armen zu betrachten ist.

Mit herzlicher Frömmigkeit vorband Heinz Klugheit und Festigkeit ; er besass eine auf der Höhe der Zeit stehende Bildung ; dabei führte er eine tapfere Faust. Dies alles befähigte ihn auf religiösem, staatlichem und soldatischem Gebiete tüchtiges zu leisten. Nicht nur der Landgraf, sondern auch andere hochgestellte Persönlichkeiten zeichneten ihn durch ihre Freundschaft und durch Anerkennung seiner Vordienste aus.

Heinz scheint seinem Testament nach ein vermögender Mann gewesen zu sein. So konnte er selbst auch der Stadt Ziegenhain ein werthvolles Schützenkleinod zur Erinnerung stiften. Mehr aber gilt dieser Stadt das, was Heinz von Lüder an ihr gethan hat. Wer daher Ziegenhain nennt, schweigt auch nicht von dessen tapferem Hauptmann Heinz von Lüder.

Die fesselnden und lebensvollen Ausführungen des Herrn Redners, die von selbständigen Forschungen Zeugnis ablegten und neue Gesichtspunkte boten, fanden rauschenden Beifall bei der andächtig lauschenden Versammlung.

Nach herzlicher Danksagung an Herrn Pfarrer Wissemann wurde sodann die Hauptversammlung durch den Herrn Vorsitzenden geschlossen.

Im Anschluss hieran besichtigten die Festtheilnehmer die kleine Ausstellung von geschichtlichen Alterthümern, die die Stadt Ziegenhain aus ihrem Besitz im oberen Saale des Rathhauses veranstaltet hatte und die neben Rechnungsbüchern, Urkunden, Ansichten, Plänen, Münzen u. a., auch das sogen. Bredaschwert und das von Heinz von Lüder gestiftete Schützenkleinod aufzuweisen hatte.

Um Uhr Nachmittags begann das Festmahl, an welchem etwa 80 Damen und Herren theilnahmen. Bei demselben brachte der Herr Vorsitzende das Hoch

 

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