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Heinrichs Erwerb ist nichts bekannt. Sein Ahnungsvermögen hatte übrigens Bischof Simon nicht betrogen, gar bald kam es wieder zum Hader mit dem Landgrafen, und dieser warf ihn, den klaren Worten des Vertrags (von 1269) zuwider, aus der Burg. Der Bischof wandte sich wieder dem Erbfeind Hessens, Mainz, zu und verband sich am 27. Januar 1271 zu Bingen mit Erzbischof Werner; dabei überliess er ihm die Hälfte des von Dietrich Grope angekauften Theiles der Burg, wogegen der Erzbischof die Oberlehnshoheit über die Simon verbleibende Hälfte aufhob. Die Burg sollte — denn der Landgraf hielt sie fest — mit Gewalt Heinrich weggenommen, und ihre Besitzer, Johannes und seine Brüder von Schartenberg, anständig entschädigt werden. Dieses von der Familie bewohnte grössere Schloss, welches an dem noch heute stehenden Thurme lag, sollte unter Mainz ebenfalls getheilt werden. Ihre Anstrengungen waren übrigens vergeblich, und der Landgraf behielt mit Hülfe Waldecks stets die Oberhand im Felde.

Der Nachfolger Bischof Simons, Otto, erneuerte dann im Jahre 1279 zu Amöneburg den Vertrag mit Mainz wegen der Theilung des Schartenbergs, doch war auch dieses jedenfalls nur eine Eventualtheilung, da kein Anzeichen darauf hindeutet, dass Hessen seine Hand von der Burg abgezogen.

Die Verhältnisse zwischen Mainz und Hessen besserten sich erst, als der Erzbischof Gerhard 1288 zur Regierung kam, und der Landgraf wird die Oberlehnshoheit von Mainz und Paderborn in Hinsicht auf Schartenberg anerkannt haben. Während dieser ganzen Zeit hatte zweifellos die Familie von Schartenberg auf landgräflicher Seite gestanden; sie hatte dem Landgrafen zu Kriegszwecken die Burg geöffnet, jetzt, im Jahre 1294, verkaufte sie auch ihre Stammburg an Heinrich und zwar drei Theile derselben (tres partes) für 660 Mark schwer. Pfg. Dass hierunter nur ¾ zu verstehen sind, geht daraus hervor, dass der Werth der ganzen Burg sich im Jahre 1359 auf 702 Mark angegeben findet ; die Differenz der beiden Summen würde dann auf das fehlende Viertel zu rechnen sein. Einen anderen Theil des Schlosses, wahrscheinlich dies fehlende Viertel, übertrug noch im selben Jahre der Erzbischof an die Braut seines Neffen Gerhard v. Eppenstein, die Tochter Landgraf Heinrichs zu Lehen.

Die Familie von Schartenberg wurde nun vom Landgrafen als Burgmannschaft bestätigt. Ihre Treue zu dem Hause Hessen blieb von Stund an unwandelbar. Die Flammen loderten zum Himmel, als dort drüben auf den beiden Gudenbergen die Vesten in Trümmer sanken, aber, wenn auch das Dunkel, das auf ihrem Untergang liegt, noch nicht gelichtet ist, so können wir doch nicht zweifeln, dass die von Schartenberg damals unentwegt auf der Seite des Kindes von Hessen standen.

Der Thurm dort oben auf dem zerfallenen Schlosse ist jetzt an der Wetterseite in bedenklichem Zustande, dem Einstürze nahe. Jahrhunderte zogen über seinem altersgrauen Mauerwerk dahin, er sah unten im Thale die Kaiserlichen im grossen Kriege sich vorüberwälzen, die Bataillone der Hessen und Engländer in jener Nacht des 6. September (1760) vorüberziehen, um die Franzosen in Zierenberg zu überfallen — nun steht er einsam im Walde, der

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