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Landsmanne, Herrn Senator Dr. Gerland in Hildesheim herausgegeben worden ist. 3) Herr Oberlehrer Dr. Pistor hält Vortrag über »Das Schwankbuch des Dionysius und Otto Melander im Zusammenhang mit der verwandten Literatur des 16. Jahrhunderts«. Redner gab einleitend eine interessante Charakteristik des deutschen Volkshumors überhaupt und besprach die älteren Schwankbücher des 15. und 16. Jahrhunderts, wobei er besonders des Tübinger Professors Bebel Bedeutung für diese Literaturgattung eingehender darlegte.

Zu den bedeutendsten unter den Nachfolgern Bebels gehört Dionysius Melander, Pfarrer zu Hone, und sein Sohn Otto. Dionysius Melander war der Sohn des Dionysius Schwartzmann, der, 1486 in Ulm geboren, in das dortige Barfüsserkloster trat und nach damaliger Gelehrtensitte seinen Familiennamen in die griechisch-lateinische Form Melander umwandelte. Wenn Goedeke und nach ihm Minor (in der Allg. deutschen Biographie) der Meinung sind, dass der ursprüngliche Familiennamen Holzapfel gewesen sei, so beruht dies auf einer nahe liegenden Verwechselung. Dionysius Melander der Aeltere verliess das Kloster und wandte sich nach Pforzheim. Hier bekam er wegen evangelischer Gesinnung Streit mit seinen Ordensbrüdern. Er legte daher die Kutte ab und ging nach längerem Aufenthalt in verschiedenen Städten Schwabens zunächst nach Frankfurt a. M., wo er als evangelischer Prediger eine Stelle fand, und folgte im Jahre 1535 einem Rufe Philipps des Grossmütbigen, der ihn zu seinem Hofprediger ernannte. Er starb 1561. Melander war jedenfalls ein geistig bedeutender Mann, der auch in den kirchlichen Händeln jener Zeit eine Rolle gespielt hat. Weniger hervorragend scheint sein gleichnamiger Sohn gewesen zu sein, der nach beendeten Studien an der Lateinschule in Grebenstein wirkte, und den wir später als Geistlichen in Oberhone wiederfinden, wo er etwa 40 Jahre lang bis zu dem im Jahre 1615 erfolgten Tode sein Pfarramt verwaltete. In Hone wurde 1571 sein Sohn Otto geboren, der sich der Rechtswissenschaft zuwendete und später eine kurze Zeit als Lehrer am Pädagogium in Marburg, hierauf als Professor an den akademischen Gymnasien zu Hanau und Herborn wirkte. Vom Jahre 1604 ab war er Hofrath in kaiserlichen Diensten, nachdem er zum Katholicismus übergetreten war. Vom Hofrath stieg er, von Ferdinand II. vielfach mit diplomatischen Aufträgen betraut, zum Appellations- und Lehensrath und später zum wirklichen Reichshofrath empor. Er starb im Jahre 1640 in Prag. Die beiden letztgenannten Männer sind die Verfasser der literarischen Schwanksammlung ‘Jocorum seriorumque libri duo’ (‘Jocoseria’ genannt), die später von Otto Melander um ein weiteres Buch vermehrt wurde. In der deutschen Uebersetzung, die zuerst 1605 erschien, ist der Titel passend mit „Schimpf und Ernstwiedergegeben. Die seelsorgerische Thätigkeit in Hone scheint unserem Pfarrherrn noch Zeit genug gelassen zu haben, um nach des Tages Last und Hitze den Abend im Kreise froher Brüder zu verleben. Am Kneiptische wird er

 

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