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Drusus von Castra Vetera ausging. Dies war Hauptfestung am Niederrhein, bis dahin vielleicht die einzige, und lag gegenüber dem Lande der Usipeter. Drusus führte 5 Legionen mit etwa 50 000 Mann (einschliesslich der Bundesgenossen) mit sich. Am Oberrhein blieben genügende Kräfte gegen die Chatten zurück.Von den Usipetern, die sich anscheinend ohne Kampf unterwarfen, führte der Marsch in das südlich der Lippe liegende Land der Sigambrer. Der beste Punkt dazu war unterhalb Dorsten (bei der Crudenburg), wo der alte Helweg die Lippe durchschritt. Erster Stationspunkt war das Cäsarlager bei Dorsten, dann Recklinghausen und Lünen. Von hier wandte sich Drusus jedenfalls mit einer Colonne, dem Gros, auf den höheren Helweg Ruhrort-Paderborn (also bei Unna, spätestens von Hamm aus), während eine leichte Colonne dieses auf dem Haarweg (von Unna an Rüthen und Büren vorbei auf Paderborn) begleitete; eine weitere Abtheilung blieb an der Lippe. Drusus kam unangefochten durch das Land der Sigambrer, weil diese gegen die Chatten zu Felde gezogen waren. Die Chatten hatten als einzige, wie es heisst, keine Hülfs-truppen gesendet. Immerhin könnten sie höchstens neutral gewesen sein, und jedenfalls ist ihr Land nicht das „Freundesland“, in welches Drusus später von der Weser zurückkehren wollte; das Verhalten der Chatten früher und auch später spricht unbedingt gegen eine solche Annahme. Vielmehr scheint es, als sei die ganze Sache unter den Stämmen abgekartet gewesen, da von einem Kampf zwischen ihnen nicht die Rede ist. Das Freundesland — und es ist zur Beurtheilung des weiteren wichtig, dies von vornherein klar zu stellen — ist das um Paderborn gelegene Land des Segestes. Etappen des Gros waren sicher Werl und Gesecke; ersteres besonders kennzeichnet sich noch als einstiges Römerlager. Über Paderborn — hier ist das Wilhelmswerk unter anderen Plätzen als früheres Römerlager aufzufassen — zog dann Drusus nach Driburg, welches ebenfalls noch als Etappe zu erkennen ist. Von hier kam er nach Höxter und Corvey. Letzteres, wohin ihn von Lünen aus am ungefährdetsten, geradesten und besten der Weg führte, ist sein Sommerlager gewesen ; es ist strategisch der geeignetste und taktisch der günstigste Platz und markirt sich deutlich (insbesondere durch den erhaltenen Nordwall) als Römerlager. Die Proportionen waren ca. 550 zu 450 Schritt. So konnte das Lager immerhin 30000 Mann, die dem Drusus nach Abzug der Etappenposten etwa noch blieben, aufnehmen. Drusus, so wird berichtet, wäre auch über die Weser vorgedrungen, wenn nicht die Lebensmittel ausgegangen wären ; mehr bestimmend für seine Rückkehr mochten wohl die Germanen sein, die um ihn herumzogen und ihn fast zweifellos an die Weser verlockt hatten, wie sie es später dem Varus machten. Drusus versuchte nunmehr den Rückzug in “Freundesland”, allein die Feinde, darunter jetzt auch die Chatten, (die als die Sueben des Florus anzusehen sind,) „legten sich überall in den Hinterhalt und thaten ihm grossen Schaden. Einmal schlossen sie ihn in eine von Bergen umgebene, nur durch Engpässe zugängliche Gegend ein und hätten ihn beinahe zu Grunde gerichtet“. Dies war bei Arbalo. Der Name ist zunächst für die Sache belanglos ;

 

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