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2) Zu Hanau.

Das wichtigste Ereignis im abgelaufenen Vereinsjahr war die Erforschung eines neuen römischen Gebietes in der Wetterau, welches auf Kosten des Vereins und des Reiches aufgedeckt wurde. Die allerdings nicht zahlreichen Fundstücke wurden dem Vereins-Museum überliefert. Die Ausgrabungen betreffen die Gegend von Ober- und Nieder-Dorfelden, Gronau u. s. w.; Herr Streckenkommissar Prof. Dr. Wolff, der sie leitete, gab bei dieser Gelegenheit wieder Beweise seiner vortrefflichen Combinationsgabe. Bei Nieder-dorfelden (auf der Hute) wurden reichliche Trümmer von Amphoren, Sigillatagefässen, Dachziegeln und Schieferplatten aufgefunden ; bei dem Dorfe Gronau liegt ein Gehöft. Herr Prof. Dr. Wolff berichtet im Limesblatt 1896, Nr. 18, Sp. 495, 96 u. 97, wie folgt:

Dicht südlich vom Dorfe Gronau, im Winkel zwischen der von Rendel und der von Dorfelden herkommenden Strasse, wurde ein 100 m langes und 80 m breites Gehöfte aufgedeckt, dessen an die höher gelegene südliche Umfassungsmauer angebautes Wohnhaus in den verhältnismässig gut erhaltenen Kellerräumen auffallend starke (1,25 m) Mauern mit breiten Thür- und Fensteröffnungen und halbkuppelförmig ansgesparten [ausgesparten] Nischen zeigte. Die Fortsetzung der Rendeler Strasse über Bergen nach Frankfurt konnte zwar noch nicht durch Schnitte nachgewiesen werden, doch wird dieselbe durch die in der anzunehmenden Richtung im Gronauer und Bergener Felde aufgefundenen Mauerfundamente und Gefässtrümmer wahrscheinlich gemacht.

Eingehend wurde die „hohe Strasse“ untersucht; es bestätigte sich, dass der unter diesem Namen bekannte mittelalterliche Verkehrsweg nur in seiner Gesammtrichtung, nicht aber in seinen einzelnen Stücken einer von Marköbel nach dem Untermain führenden römischen Strasse entsprach, und auch dies konnte, da nirgends eine eigentliche Steinpackung vorhanden ist, nur mittelbar dadurch erwiesen werden, dass, wie früher am Südabhange, so jetzt an der nördlichen Abdachung des nach der Strasse benannten Höhenzuges in ziemlich gleichmässigem Abstande von derselben in den Gemarkungen Nieder- und Oberdorfelden, sowie Kilianstetten eine Reihe von Gehöften aufgefunden wurde. Von ihnen wurden 4, soweit es nothwendig war, um ihren Charakter festzustellen, aufgegraben ; Grundrisse und Fundstücke, von welchen ein inschriftloser Altar und zahlreiche Reste farbiger Wandbemalung zu erwähnen sind, liessen den civilen Charakter erkennen und ähnliche Gestalt und Grosse wie bei dem Gronauer Gehöfte vermuthen. Im ganzen wurden während des Monats September in 5 Gemarkungen an der unteren Nidder, in welchen bisher noch keine römischen Reste gefunden waren, 9 Niederlassungen nachgewiesen und für mehrere andere sichere Anzeichen konstatirt. Es wurde damit

 

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