..

31

weil dadurch die Anwendung der Triangulation durch die betreffenden Architekten ausser Zweifel gestellt wird. Prof. v. Drach ging sodann zu seinen eigenen einschlägigen Untersuchungen über, welche zunächst unsere herrliche St. Elisabethkirche betrafen, ein Kunstwerk, das von jeher trotz seiner schlichten Formen als eine der hervorragendsten Leistungen der Gothik gegolten hat wegen der harmonischen Verhältnisse des Baues und seiner konsequenten Durchführung nach einheitlichem Plan. Aus diesem Grunde liess sich erwarten, dass, wenn im Bauplan Triangulatur benutzt sei, sich dieselbe eher offenbaren müsste, als bei anderen reicher ausgestatteten Kirchenbauten. Es gelang denn auch unter Zuziehung der bekannten, noch immer trefflichen Moller'schen Publikation der Kirche nachzuweisen, wie sowohl für den Grundriss, als in der Gestaltung des Aeusseren und Innern der Triangel massgebend gewesen sei und zwar so, dass allen Verhältnissen Abmessungen zu Grunde gelegt sind, welche aus dem über der Breite des Mittelschiffs beschriebenen gleichseitigen Dreieck, wie es sich in der Dachkonstruktion direkt noch zu erkennen gibt, durch die allereinfachsten geometrischen Konstruktionen gewonnen worden können, sowie auch in anderen Beziehungen die Dreizahl (neben der gleichfalls symbolischen 7) eine Rolle gespielt hat. Bezüglich der Grundmaasse wurde noch hervorgehoben, dass, da sogar für die an den seitlichen Chorbau angefügte, von dem Bauplan der Kirche ganz unabhängige Sakristei ein Zusammenhang mit jenem Grundmaass existire, es kaum einem Zweifel unterliegen könne, dass auch alle Details davon konstruktiv abhängig seien, wie es zunächst sich nur bezüglich der Fensteranlage u. a. aus den Mollerschen Plänen erkennen liesse. Prof. von Drach wandte sich sodann zu einer analogen Behandlung der Frankenberger Stadtkirche mit Zugrundelegung der vom Hess. Geschichtsverein veranlassten Publikation über dieselbe. Sie ist ein, wie es darin heisst, unter wesentlichstem Einfluss der St. Elisabethkirche erstandenes und unmittelbar nach Vollendung derselben begonnenes hochbedeutendes Gebäude, welches bis auf den in grösseren Dimensionen zugefügten Hauptchor nach einheitlichem Plane zur Ausführung gelangt ist Dieser Plan erweist sich als eine Uebersetzung des Elisabethen-Kirchenplanes aus dem Triangel ins Quadrat. Die Thurmanlage ist dabei verändert und vereinfacht und kommt für die Vergleichung daher nicht in Betracht. Es wurde nachgewiesen aus den vorgelegten Grund- und Aufrissen, dass alle auftretenden Proportionen aus einem Quadrat, bezw. dem damit in engster Beziehung stehenden Achteck hergeleitet werden können, und dass dabei gleichfalls ein Dreieck zur Verwendung kommt, nämlich das bei Theilung des Achtecks entstehende gleichschenklige mit dem Winkel von 45° an der Spitze. Besonders überzeugend in dieser Beziehung war der Nachweis, wie die Thurmkonstruktion bedingt ist durch eine aus 4 solcher Dreiecke gebildete Kombination. Die Benutzung des einheitlichen grundlegenden Maasses für den gesammten Grund-und Aufriss lässt sich auch hier für die späteren Anbauten des hohen Chors und der Liebfrauenkapelle nachweisen, und war es besonders interessant und überraschend, dass der Vortragende zeigen konnte, wo der Baumeister dieses Grundmaass öffentlich angebracht habe mit einer darauf bezüglichen seither falsch ge-

 

..