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[Gutsbesitzer] besitzer Fehrenberg von Kressenbrunnen theilten, wurde nach der Ankunft um 3 Uhr zunächst die Stadt einer eingehenden Besichtigung unterzogen, wobei besonders die in niedersächsischer Bauart errichteten Holzarchitekturen und die gothische Kirche gebührende Berücksichtigung fanden. Grosses Interresse erregten die stattlichen Reste der alten Stadtmauer mit ihren zum Theil noch sehr gut erhaltenen mächtigen Thürmen, in deren einem, dem Jungfernthurme, einst Bartholomäus Riseberg aus Miest gefangen gehalten ward. Besonders bemerkenswerthe Punkte in der Befestigungsanlage sind die 'Steinkammer' und die sog. 'drei Männche', von denen aus einst die Wache die unten durchfliessende Esse zu beobachten hatte. Nach einer kleinen Kaffeepause wurde der Burgberg bestiegen, wo sich die Einwohner des Ortes schon in grosser Anzahl eingefunden hatten. Hier hielt Herr Dr. Schwartzopf den angekündigten Vortrag: „Ueber die Geschichte der Burg und Stadt Grebenstein“.

Redner gab zunächst eine eingehende Beschreibung der Burg und berichtete danach über ihre Geschicke*).

Die Burgen des Mittelalters haben einem doppelten Zwecke gedient, bewohnt und vertheidigt zu werden; so auch Grebenstein, das auf einer Höhe gelegen, zu den Höhenburgen gehört. Die baulichen Bestandteile einer Burg sind 1) die Ringmauer, 2) der Pallas d. h. der Salbau, 3) die Kemnate d. h. die Frauenwohnung, 4) die Küche und 5) der sog. Bergfried d. h. der Thurm. Grebenstein ist insofern besonders interessant, als die vier Theile einer Burg hier in einen einzigen Theil zusammengezogen sind und zwar in den noch stehenden mächtigen Bau. Das noch erhaltene Gebäude erinnert an die sog. Donjons d. h. Wohnthürme, mit welchen es viele Aehnlichkeiten hat, wie Redner an verschiedenen Beispielen nachwies. Von der Ringmauer sind noch Reste vorhanden; sie war einst, wie aus dem Merianschen Bilde noch ersichtlich ist, von einem einfachen Thore mit gothischem Spitzbogen durchbrochen. Der Ringgraben der Burg ist noch gut erhalten und stellenweise sehr tief.

Was nun das Innere des Baues betrifft, so ist die Lage der Küche an dem Kamin und an dem für Fortschaffung des Spülwassers bestimmten Abguss noch klar zu erkennen. Vor der

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*) Der Vortrag ist wörtlich abgedruckt im Hausfreund, Sonntags-Beilage zur „Casseler Allgemeinen Zeitung“, Jahrg. XII. (1896.) Nr. 28—30.

 

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