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29 habe, muss jedoch entgegengehalten werden, dass die Ausbildung einer eigentlichen Landeshoheit erst eben begonnen hatte, und dass die Fürsten jedenfalls auch alte Rechte des Adels mit Füssen traten, dass sie dann bei Widerstand mit dem Vorwurf der Räuberei schnell zur Hand waren und die Burgen niederbrachen. Bezüglich der Zerstörung der Gudenburgen ist historisch unanfechtbares nicht bekannt; feststeht, dass sie fallen mussten, ehe die Mauern der neuen Stadt Zierenberg im Thale sich erhoben. In dem in Betracht kommenden Zeitraum tritt bei Städtegründungen die Rücksicht auf politische und besonders finanzielle Zwecke zu Tage, die Stadt erschien als eine neue Finanzquelle. Die Anlage Zierenbergs erfolgte durch Landgraf Heinrich auf dem Grund und Boden des Klosters Hasungen, was das misliche im Gefolge hatte, dass der Landgraf sich genöthigt sah, die Stadt dem Erzstuhl Mainz zu Lehen aufzutragen. Der Spruch zu Olmen (1325) erweist letztere Thatsache zur Genüge. Die ersten Bewohner entstammten den umliegenden Dörfern Rorbach, Hilboldessen und Hedewigsen, die Feldmarken gingen auf die Stadt über, auch dauerten die alten Dorfgemeinden noch lange fort, und noch heute sind die Reste derselben als „Brüderschaften“ nachzuweisen. Der Name Zierenberg muss, allen gegentheiligen Behauptungen zum Trotz, von Tyr = Thier = Hirschkuh abgeleitet werden, dem Wappenthiere der Stadt, das sich nach der ersten urkundlichen Erwähnung (1298) schon auf einem Siegel des Raths vom Jahre 1304 findet. Die für gewöhnlich angegebene Jahreszahl der Gründung 1293 ist unsicher, da sie sich auf eine Inschrift an der Kirche (vom Jahre 1436) stützt. Die Mehrzahl der Höfe war frei und befand sich in den Händen der Stadtbürger. Zu diesen kamen einzelne adelige bezw. solche, welche der Herrschaft gehörten; auch das Kloster Hasungen besass einen Hof, von dem es seine in der Hildeboldesser Gemarkung gelegenen Hufen bebaute (Pfarreigrundstück). Die Häuser selbst zeigten den bekannten Typus des niedersächsischen Bauernhauses, waren von Holz mit Lehmmauerwerk und hölzernen Rauchfängen. Dass derartige Bauwerke ungemein feuergefährlich waren, liegt auf der Hand und so spielt denn der Brand in der Leidenschronik Zierenbergs eine ganz ausserordentliche Rolle. Ein massiver Bau mag dem 14. Jahrhundert noch entstammen; es ist das eine aus Kalksteinquadern erbaute Scheune in der vom Marktplatz nach N. O. hinabführenden Gasse (Steinkammer). Zierenberg hatte schon 1322 seine Mauern, denn in diesem Jahr wird ein Garten extra muros erwähnt. Die z. Th. noch heute erhaltene Mauer war einfach und hatte halbrunde, vorspringende Thürme; über den 3 Thoren (Lenzewarther-, Casseler-, Ober- und Schartenberger-Thor) erhoben sich starke viereckige Thürme. Eine Vergrösserung der Stadt ist nie vorgenommen. Die älteste Verfassung Zierenbergs war ein Abbild der von Cassel, bezw. des um fast ein Jahrhundert älteren Wolfhagens. Wie überall, so waren auch in Zierenberg die angeseheneren Familien im ausschliesslichen Besitz der obrigkeit- [obrigkeitlichen]
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