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Redner gab einleitend einen Ueberblick über die landgräflichen Privatbibliotheken von der Zeit Philipps des Grossmüthigen bis auf Wilhelm IX. Die Wilhelmshöher Schlossbibliothek hat ihren Stamm in der Büchersammlung, die Wilhelm IX. als Erbprinz in Hanau anlegte und bei seinem Regierungsantritte mit nach Schloss Weissenstein nahm. Sie fand ihre Aufstellung im Jahre 1789 im neuerbauten südlichen Schlossflüge], in den sie nach längerem vom Jahre 1798 ab beginnenden Aufenthalte im Hauptbau später wieder zurückkehrte. Ihre Bibliothekare waren Strieder, Gottsched, Jakob Grimm (in westfälischer Zeit) und nach ihm wieder Gottsched; später erhielt der jeweilige Vorsteher der Hofbaudirection die Aufsicht.

Interessant sind die Schicksale der Sammlung besonders in westfälischer Zeit; schwere, niemals ganz wettgemachte Schädigung erlitt sie, insbesondere die Abtheilungen der Kupferstiche und der Archaeologica, im October 1813 beim Abzug der Franzosen. Unter Wilhelm II., unter dem die Bibliothek wie auch später fast nur noch durch gelegentliche Schenkungen zunahm, wurde ein Theil der Werke an den kurhessischen Generalstab abgegeben und gelangte von dort im Jahre 1866 nach Berlin. Einige tausend Bände, die gleichzeitig der Museumsbibliothek in Cassel zugetheilt wurden, wurden schon im Jahre 1831 bei der Auseinandersetzung zwischen Hof- und Staatsvermögen nach Wilhelmshöhe zurückgeliefert. Im Februar 1897 ist die Schlossbibliothek der Ständischen Landesbibliothek unter Wahrung des Eigenthumsrechtes der Krone überwiesen worden. Das Kupferstichkabinet und eine kleinere Handbibliothek sind in Wilhelmshöhe zurückgeblieben, eine kleinere Anzahl von Bänden ist nach Berlin gebracht worden.

 

g. Monatsversammlung am 22. Februar 1897.

1)  Herr Dr. Brunner legt aus seinem Besitz 8 Blätter mit Abbildungen hessischer Münzen und Medaillen in überaus sorgfältiger und originalgetreuer zeichnerischer Ausführung vor, als Proben aus einer von seinem Grossvater Herrn Kaufmann Henri Suchier in Carlshafen, s. Z. in derselben Weise angefertigten grösseren Sammlung.

2)   Herr Geh. Regierungsrath a. D. Fritsch hält Vortrag „Ueber die Geschichte des Forstes bei Cassel, insbesondere als Uebungsplatzes der Truppen“.

Der sog. Forst bei Cassel, eine vor dem ehemaligen Leipziger Thore gelegene grosse Ebene hat sich in älterer Zeit bis nahe an die Unterneustadt erstreckt; namentlich lag auch noch der im 14. Jahrhundert erbaute Siechenhof mit Capelle auf ihm. Späterhin bestand er aus folgenden 3 Theilen: I) dem grossen oder unteren Forst, der sich von der Nürnberger Landstrasse ab zwischen den Gemarkungen der Dörfer Waldau

 

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