..

51

Monate später wurde dann von der Gegenpartei ein Franzose, der Erzbischof Clemens von Genf, als Gegenpapst aufgestellt. Es war das Ringen zweier Nationen um das Papstthum, die Italiener wollten es wiedergewinnen, die Franzosen es nicht verlieren. Weiterhin verbreitete sich der Redner über die Stellung Carls V. von Frankreich, sowie besonders der Pariser Universität zur Kirchenfrage, die erst nach langen Unterhandlungen und unter dem Drucke des Hofes zu Clemens VII. übertrat. Daran schloss sich die Darstellung der furchtbaren Folgen der Zerrissenheit der christlichen Kirche mit besonderer Rücksicht auf Deutschland, wie sich hier die Folgen des Schismas in schrecklicher Weise zeigten, wie in manchen Diöcesen zwei Bischöfe mit dem Schwerte um den Bischofsstuhl, zwei Aebte um die Abtei, zwei Pfarrer um die Pfarrerei stritten, wie mit der kirchlichen Spaltung auch eine sociale Krisis eintrat. Herangezogen wurde auch die Litteratur jener Zeit, die ergreifenden Klageschriften in gebundener und ungebundener Rede, in denen sich zeigt, wie tief man das Unglück der Spaltung empfand, so vorzüglich die Klagen Heinrichs von Langenstein. Der Vortrag verbreitete sich dann weiter darüber, wie in der gelehrten Welt allmählig der Gedanke aufkam, man müsse sich zu einem planmässigen, einmüthigen Vorgehen vereinigen, die dem Untergange geweihte Kirche durch eine That muthiger Selbsthülfe retten. Die Vertreter der ganzen Kirche sollten sich versammeln, über das Schicksal der Kirche berathen und entscheiden, wer der wahre Papst sei. Weiter wurde dann gezeigt, wie in der epistola Concordiae des Conrad von Gelnhausen, die er 1380 auf Veranlassung des französischen Hofes verfasste, diese Idee zum ersten Male wissenschaftlich begründet und somit Conrad der Vater der konciliaren Theorie ist.

Der zweite Theil des Vertrages befasste sich dann speciell mit Conrad von Gelnhausen. An der Hand des dürftigen Materials wurde versucht, den Lebensgang Conrads darzustellen. Er stammt aus der alten, vor allem seit Barbarossas Zeiten berühmten Reichsstadt Gelnhausen. Hier hat er gegen 1320 das Licht der Welt erblickt. Redner besprach dann seinen Aufenthalt an der Hochschule zu Paris, wo er sich den Grad eines Licenciaten der Theologie erwarb; sein Leben in Bologna, der Mutterstätte aller Rechtswissenschaft des Abendlandes, wo er noch in reiferem Alter zu den Füssen seiner Lehrer sass; seine Tage in Heidelberg, der letzten Stätte seiner Wirksamkeit, wo er das Amt eines Kanzlers an der neugegründeten Universität bekleidete. An dieser Stelle wurde dann auch auf die Arbeiten hingewiesen, die sich mit Konrad von Gelnhausen beschäftigen, auf das scharfsinnige und gehaltvolle Werk von A. Kneer: „Die Entstehung der konziliaren Theorie“ Rom 1896 und auf den Aufsatz von Wenck: „Conrad von Gelnhausen“ in der historischen Zeitschrift 1896.

Weiterhin wurde auf die hohe Bedeutung des Lebenswerkes Conrads, seiner „epistola concordiae“ hingewiesen, die einmal bedeutungsvoll ist durch ihre Veranlassung, da sie auf

4*

 

 

..